Quartierverein Wiedikon

Quartierverein besucht das Bundesgericht

Jahresausflug 2018

Bei prächtigstem Sommerwetter unternahm der Quartierverein am 30. Juni seinen traditionellen Jahresausflug. Das Programm versprach zwei Höhepunkte: die Besichtigung des Schweizerischen Bundesgerichts, Standort Luzern, sowie den Besuch des weltberühmten Bourbaki-Panoramas. 55 Personen hatten sich angemeldet, Treffpunkt war am Samstagmorgen bei der Bushaltestelle Bahnhof Wiedikon. Bereits um 07.15 Uhr standen praktisch Alle bereit, obwohl die Abfahrt erst auf 07.45 angesetzt war.
Vereinsausflug des Quartiervereins 2018: Präsident Urs Rauber (links) mit dem langjährigen Mitglied Emma Pichler (Mitte) und weiteren Teilnehmern Vereinsausflug des Quartiervereins 2018: Präsident Urs Rauber (links) mit dem langjährigen Mitglied Emma Pichler (Mitte) und weiteren Teilnehmern
Kaum war der 70-plätzige Doppelstöcker der Firma Eurobus in Beschlag genommen, konnte Quartiervereins-Präsident Urs Rauber die fröhlich gestimmte Schar offiziell begrüssen. Vom Vorstand waren zusätzlich Monika Egli und Andreas Wäfler dabei, der den Ausflug minutiös geplant und organisiert hatte. Rasch war der Teilnahmepreis von 55 Franken (für Mitglieder) bzw. 65 Franken (Nichtmitglieder) eingezogen. Bei zügiger Fahrt rollte der Car unter der routinierten Steuerung von Chauffeur Ueli Aegerter mit 20 Minuten Vorsprung auf den Zeitplan auf dem Parkplatz beim Bourbaki-Panorama in Luzern ein.
Staunen über das wuchtige Bourbaki-Panorama Staunen über das wuchtige Bourbaki-Panorama
Hier stieg die erste Gruppe aus, während die zweite Gruppe direkt zum Bundesgericht fuhr. Diese absolvierte das Programm in umgekehrter Reihenfolge. Die Gruppe 1 musste sich noch etwas gedulden, bis das Bourbaki-Museum um 9 Uhr seine Pforten öffnete. Die Mehrheit der Teilnehmenden hatte das Panoramabild des Genfer Malers Edouard Castres noch nie gesehen. Entsprechend beeindruckt, ja überwältigt waren die Besucher, nachdem sie durch die enge Wendeltreppe schliesslich den zweiten Stock erreicht hatten, der den Blick auf das wuchtige Rundbild freigab. Das Gesamtkunstwerk hat eine Grösse von 10 mal 112 Meter und geht im Vordergrund fast unmerklich in eine dreidimensionale Darstellung, das Faux-Terrain, über. "Ich hatte das Gefühl, mitten in dieser gewaltigen Szene im Schnee zu stehen, wo 80'000 französische Soldaten die Schweizer Grenze überqueren," sagte ein Teilnehmer voller Bewunderung.
Bourbaki-Panorama: Wo endet die Malerei? Wo beginnt der dreidimensionale Vordergrund? Bourbaki-Panorama: Wo endet die Malerei? Wo beginnt der dreidimensionale Vordergrund?
Im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71 waren die französischen Truppen unter General Bourbaki von der deutschen Armee eingekesselt worden. Sie ergaben sich den Schweizer Behörden in Les Verrières im Val-de-Travers – es war die grösste je durchgeführte Flüchtlingsaufnahme der Schweiz. Kundig schilderte die Führerin des Bourbaki-Museums die historischen Hintergründe und machte auf viele interessante Details aufmerksam. Im Maler-Team von Castres hatte auch Ferdinand Hodler mitgewirkt, der selbst im Vordergrund des Riesengemäldes porträtiert ist. Nach  dreiviertelstündigem Staunen konnten sich die Besucher aus Zürich bei einem offerierten Kaffee mit Gipfeli stärken.
Bundesrichterin Brigitte Pfiffner führt die Besucher aus Wiedikon durch das Bundesgericht Luzern Bundesrichterin Brigitte Pfiffner führt die Besucher aus Wiedikon durch das Bundesgericht Luzern
Dann führte ein zehminütiger Fussweg zum Hintereingang des Bundesgerichts, wo uns die Wiediker Bundesrichterin Dr. iur. Brigitte Pfiffner, Präsidentin der Zweiten sozialrechtlichen Abteilung, erwartete. In zwei Gruppen schleuste sie die Teilnehmer ins Innere des Gerichts, das „Gotthardgebäude“. Die Sicherheitsmassnahmen am Gericht waren in der Folge des Attentats von Zug in letzter Zeit verstärkt worden. Im Jahr 2007 wurden die zwei Abteilungen des damaligen Eidgenössischen Versicherungsgerichts (Luzern) mit den fünf Abteilungen des Bundesgerichts Lausanne zusammengeführt. Seither hat das Schweizerische Bundesgericht zwei Standorte: neben "Mon Repos" in Lausanne eben das "Gotthardgebäude" in Luzern, das bis vor kurzem im Eigentum der von Alfred Escher gegründeten Gotthardbahn (heute SBB) war.
Kaum eine Teilnehmerin oder ein Teilnehmer hatte je zuvor das Bundesgericht betreten. So lauschte denn die Gruppe höchst aufmerksam den Ausführungen der Bundesrichterin zur Geschichte des Gebäudes und zum Aufbau des Gerichts. Danach führte sie die Besucher erst in ein historisches Richterbüro mit den Porträts aller Präsidenten des Bundesgerichts. Dann in den modernen, aber eher kleinen Gerichtssaal, wo öffentliche Urteilsberatungen stattfinden. Schliesslich gings hinauf auf die Dachterrasse des Gerichts – ein architektonisches Juwel –, die einen herrlichen Ausblick auf Luzern, das KKL und die Bergwelt von Pilatus über Bürgenstock bis Rigi bietet. All jene, die eine Kamera oder ein Smartphone dabei hatten, hielten den erhabenen Moment fest. 
Hier entsteht Rechtsprechung: Wiediker Besucher im Büro der Bundesrichterin Brigitte Pfiffner
Hier entsteht Rechtsprechung: Wiediker Besucher im Büro der Bundesrichterin Brigitte Pfiffner
Auf dem Dach des Bundesgerichts: Gruppe 1 des Quartiervereins
Auf dem Dach des Bundesgerichts:
Gruppe 1 des Quartiervereins
Auf dem Dach des Bundesgerichts: Gruppe 2 des Quartiervereins
Auf dem Dach des Bundesgerichts:
Gruppe 2 des Quartiervereins
Der Gotthardsaal ist der Prunksaal des Bundesgerichts Der Gotthardsaal ist der Prunksaal des Bundesgerichts
Nach einem kurzen Abstecher in ein neues Richterbüro – ihr eigenes – führte Brigitte Pfiffner die interessierte Schar am Schluss in den Gotthardsaal, einen Prunksaal, in dem jeweils die Richter-Vereidigungen und festliche Anlässe stattfinden. Dort konnte man sich auf den wertvollen geschnitzten Stühlen niederlassen, während Brigitte Pfiffner weitere Fragen beantwortete. „Was für eine einmalige Gelegenheit! Nie wäre ich sonst in dieses Gebäude gelangt“, schwärmte begeistert eine Teilnehmerin und drückte – wohl im Namen vieler – ihre tiefe Dankbarkeit für den interessanten Anlass aus.
Essen auf dem Schiff Essen auf dem Schiff "Wilhelm Tell", das beim Bundesgericht vor Anker liegt
Nach diesem anspruchsvollen, dennoch nicht allzu langen Besichtigungsprogramm trafen sich beide Gruppen zum gemeinsamen Apéro mit Mittagessen auf dem Schiff "Wilhelm Tell", das auf dem Vierwaldstättersee vor Anker lag. Auf dem Oberdeck, geschützt durch ein Sonnendach und bei leichtem Wind vom See, erwartete die Ausflügler nun ein feines Mittagessen: Schweinssteak mit Pommes frites und Gemüse oder ein reichhaltiger Vegi-Teller. Etliche gönnten sich auf eigene Kosten noch ein individuelles Dessert oder einen Kaffee "mit Seitenwagen". Die Stimmung war sehr locker und entspannt. Man hatte nicht nur einen lehrreichen Vormittag erlebt, sondern genoss das gesellige Zusammensein und lernte im Kreis des Quartiervereins neue und alte Gesichter kennen.
Zufriedene Gesichter beim Mittagessen. Von rechts: Brigitte Pfiffner, Floris Tschurr, Hans Gisler, Monika Egli. Im Vordergrund links Brigitte Hegetschweiler und Eveline Hänzi (Hinterkopf) Zufriedene Gesichter beim Mittagessen. Von rechts: Brigitte Pfiffner, Floris Tschurr, Hans Gisler, Monika Egli. Im Vordergrund links Brigitte Hegetschweiler und Eveline Hänzi (Hinterkopf)
Entsprechend müde und zufrieden stiegen alle um 15 Uhr wieder in den Bus. Diesmal führte der Weg via Luzerner Seeland, Wohlen (AG) und Mutschellen zurück nach Zürich. Für prägnante und witzige Kommentare zu Dörfern und Landschaft sorgte Chauffeur Ueli Aegerter. Vereinspräsident Urs Rauber dankte am Schluss den Organisatoren und allen Teilnehmenden für ihr Kommen und freute sich über die Aufnahme von vier Neumitgliedern. "Ein ganz toller Tag!" lautete unisono das Echo. Und viele sind schon gespannt auf den Ausflug im nächsten Jahr.
Vorstandsmitglied und Organisator des Ausflugs Andreas Wäfler
Vorstandsmitglied und Organisator des Ausflugs Andreas Wäfler
Immer am Drücker: Fotograf Heinz Schluep
Immer am Drücker:
Fotograf Heinz Schluep
Fotos: Heinz Schluep und Urs Rauber