Quartierverein Wiedikon

Neuer Quartierplatz – bereits umstritten

Wo die Zurlindenstrasse (links) in die Sihlfeldstrasse mündet, soll der neue Quartierplatz entstehen (Foto Fabienne Andreoli) Wo die Zurlindenstrasse (links) in die Sihlfeldstrasse mündet, soll der neue Quartierplatz entstehen (Foto Fabienne Andreoli)
Dort, wo die Sihlfeldstrasse auf die Kalkbreitestrasse trifft, soll 2021 ein neuer chaussierter Kiesplatz mit ein paar Bänken und einem Dutzend Bäumen entstehen. Damit ist die ehemalige "Pesttangente", die alte Sihlfeldstrasse, ein weiteres Stück verkürzt. Und fast alle sind zufrieden. Aber nur fast.

Doch schön der Reihe nach: Früher war die Sihlfeldstrasse Teil der Westtangente, die den Transitverkehr von Autobahn und Hardbrücke am Lochergut vorbei in die Weststrasse schleuste. Als "Auspuff der Nation", "hässlichste Strasse der Schweiz" oder "Pesttangente" hatte man diese Strasse bezeichnet. Seit 1972 donnerten gegen 40'000 Fahrzeuge pro Tag durchs Quartier bis zur Sihlhochstrasse, dem Autobahnanschluss Richtung Chur. Das dauerte bis 2010, dann wurde die Weststrasse vom Durchgangsverkehr befreit und beruhigt. Seither rollt der Transitverkehr über die neue Westumfahrung und den Uetlibergtunnel. Eine grosse Entlastung für alle Anwohner/innen.

Im Jahr 2011 wurde dann bei der Abzweigung der West- in die Sihlfeldstrasse der neue Brubpacherplatz geschaffen. Ein verkehrsberuhigter lauschiger Platz, den die Anwohnerschaft dankbar in Beschlag nahm. Heute gehört er mit dem Idaplatz zur trendigen Beizen- und Flaniermeile in Wiedikon. Noch immer aber führt die unterbrochene Sihlfeldstrasse als Stumpf fast ohne Verkehr weiter bis zur Kalkbreitestrasse.
Der neue Quartierplatz grenzt an die Kalkbreitestrasse Der neue Quartierplatz grenzt an die Kalkbreitestrasse
Dieses letzte Stück soll nun nach den Plänen des Tiefbauamts aufgehoben und in einen Kiesplatz mit feinem Split und einem Dutzend neuer Bäume umgewandelt werden. Der "Tagesanzeiger" berichtete darüber anfangs September. Gegenüber dem Quartierverein erklärte Projektleiterin Jutta Vennekamp vom Tiefbauamt, dass die Stadt den verbliebenen "Knoten" von Zurlinden-, Sihlfeld- und Kalkbreitestrasse mit Lichtsignalen aufheben wolle. Drei Rundbänke (um die Bäume herum) und einige Sitzbänke am Rand sollen den neuen Platz, der noch keinen Namen hat, aufwerten. Hinter der Begrünung steht die Idee der Stadtplaner, durch mehr Bäume eine Kühlung der städtischen Wärmeinsel zu erreichen.

Neu wird dann nur noch die Zurlinden- in die Kalkbreitestrasse münden, während die Sihlfeldstrasse um etwa 40 Meter gekürzt wird und beim Beginn des neuen Plätzchens endet. Der Neugestaltung fällt gemäss Vennekamp bloss ein einziger blauer Parkplatz zum Opfer, während drei weisse dem Nachbarprojekt (Idaplatz/Zurlindenstrasse) zugerechnet werden. Aus Sicht des Quartiers ein absolut sinnvolles Projekt.
Ausschnitt aus der Planauflage des Tiefbauamtes: Ein kleiner Park mit einem Dutzend Bäumen markiert das Ende der Sihlfeldstrasse (von oben rechts kommend). Ausschnitt aus der Planauflage des Tiefbauamtes: Ein kleiner Park mit einem Dutzend Bäumen markiert das Ende der Sihlfeldstrasse (von oben rechts kommend).
Die Ausschreibung erfolgte im September und zog nur eine einzige Einsprache nach sich. Vorgesehener Start des Umbaus inklusive Sanierung der Kalkbreitestrasse ist der März 2021, Fertigstellung im Laufe von 2022. Doch nun weckt der städtische Plan Begehrlichkeien auf politischer Ebene. Der grüne Gemeinderat Markus Knaus findet, statt eines 2 Hektar grossen Plätzchens könne man die neue Grünfläche doch verzehnfachen, indem man den benachbarten Park beim Kindergartenhaus Gertrudstrasse noch dazuschlage. Da im Sihlfeld der Autobesitz sowieso zurück gehe, könne man "problemlos" ein weiteres Dutzend Parkplätze streichen. Flugs reichte der Parlamentarier zusammen mit einer Parteikollegin ein entsprechendes Postulat im Gemeinderat ein.

Nun ist es das gute Recht jedes Parlamentariers, auch schräge Ideen in den Ratssaal zu tragen. Klug jedoch ist es nicht, einen Quartiervorstoss ohne Konsultation der legitimen Interessensvertretungen - des Vereins Gewerbe Zürich 3 und des Quartiervereins – hinaus zu posaunen. Es bleibt zu hoffen, dass die Stadt an ihrem massvollen Projekt festhält statt auf die überrissene Wolkenkuckucks-Idee eines ehrgeizigen Politikers einsteigt.