Seit rund 40 Jahren führt das Sozialdepartement der Stadt Zürich unter dem Namen "Quartierkoordination" eine Dienstabteilung, die sich "in der Quartierentwicklung und für ein
vielfältiges Quartierleben" engagiert. Diese bietet unter anderem Quartierrundgänge an und vermittelt "Quartierinformationen". Zum Pflichtenheft gehört – auf dem Papier – auch die
Zusammenarbeit mit Vereinen und "Engagement in Quartiergremien". Nun wird die städtische "Quartierkoordination", die oft mit den 25 städtischen Quartiervereinen verwechselt wird,
aufgehoben. Wie Stadtrat Raphael Golta kürzlich mitteilte, schafft das Sozialdepartement einen neuen "Beauftragen für Quartieranliegen", die übrigen Mitarbeiter der
Quartierkoordination werden auf den 1. Oktober 2018 in ein neues "Büro für Sozialraum und Stadtleben" überführt.
Im Rückblick waren die Erfahrungen mit der Quartierkoordination in den letzten Jahren nicht immer spannungsfrei. Vereinzelt kam es zwar zur Zusammenarbeit zwischen Quartierkoordination und Quartierverein, etwa bei Neuzuzüger-Anlässen, bei quartierspezifischen Umfragen oder bei lokalen Konfliktlösungen im Rahmen eines "Runden Tisches". Stets bestand jedoch ein struktureller Interessengegensatz, indem die Quartierkoordination mit besoldeten Angestellten arbeitete, der Quartierverein jedoch ausschliesslich auf Freiwilligenarbeit setzt. Durch die lokale Verankerung, verbunden mit dem Wissen über die gewachsenen Strukturen im Quartier, verfügen die meist über 100-jährigen Quartiervereine über einen weitaus fundierteren Erfahrungsschatz als die Sozialarbeiter/innen der Quartierkoordination. Einzelne Aktivitäten der letztgenannten hatten oft kaum einen Quartierbezug (z.B. Broschüren zur Nachbarschaftsarbeit oder zur sozialen Integration von Erstmietern in Neubauten). So pendelte sich in der Praxis eher ein Neben- als ein Miteinander zwischen Quartierkoordination und Quartiervereinen ein.
Aus diesem Unbehagen heraus kürzte der Zürcher Gemeinderat in den letzten zwei Jahren insgesamt drei von zwölf Vollzeitstellen der Quartierkoordination. Die faktische Konkurrenzierung der ehrenamtlichen Quartiervereine durch städtische Besoldete stiess im Parlament zunehmend auf Argwohn. Daraus hat der Stadtrat nun die Konsequenzen gezogen: Er schafft eine neue verkleinerte Struktur, die intern auch als "Sparübung" bezeichnet wird. Beim neuen "Büro für Sozialraum und Stadtleben" ist der Quartierbezug praktisch aus dem Pflichtenheft gestrichen.
Aus Sicht des Quartiervereins Wiedikon ist diese Neuorientierung zu begrüssen, entfallen doch so gewisse Überschneidungen in der täglichen Quartierarbeit. Ob das gesamtstädtisch ausgeweitete Pflichtenheft, das auch die "Unterstützung der Bevölkerung zu Selbstorganisation/Eigeninitiative" enthält, als ganzes überzeugt, bleibt vorderhand offen. Quartiervereinspräsident Urs Rauber sagt dazu: "Das Grundproblem ist, dass man Freiwilligenarbeit nicht verstaatlichen kann. Sie erwächst aus der Eigeninitiative. Genau das macht sie so wertvoll und nachhaltig."
Lesen Sie dazu auch den Artikel "Bauchschmerzen im Quartier" in der Neuen Zürcher Zeitung vom 20. Juli 2018.
Sowie den Kommentar von Daniel Fritzsche "Der Name ändert, die Nannys bleiben".
Im Rückblick waren die Erfahrungen mit der Quartierkoordination in den letzten Jahren nicht immer spannungsfrei. Vereinzelt kam es zwar zur Zusammenarbeit zwischen Quartierkoordination und Quartierverein, etwa bei Neuzuzüger-Anlässen, bei quartierspezifischen Umfragen oder bei lokalen Konfliktlösungen im Rahmen eines "Runden Tisches". Stets bestand jedoch ein struktureller Interessengegensatz, indem die Quartierkoordination mit besoldeten Angestellten arbeitete, der Quartierverein jedoch ausschliesslich auf Freiwilligenarbeit setzt. Durch die lokale Verankerung, verbunden mit dem Wissen über die gewachsenen Strukturen im Quartier, verfügen die meist über 100-jährigen Quartiervereine über einen weitaus fundierteren Erfahrungsschatz als die Sozialarbeiter/innen der Quartierkoordination. Einzelne Aktivitäten der letztgenannten hatten oft kaum einen Quartierbezug (z.B. Broschüren zur Nachbarschaftsarbeit oder zur sozialen Integration von Erstmietern in Neubauten). So pendelte sich in der Praxis eher ein Neben- als ein Miteinander zwischen Quartierkoordination und Quartiervereinen ein.
Aus diesem Unbehagen heraus kürzte der Zürcher Gemeinderat in den letzten zwei Jahren insgesamt drei von zwölf Vollzeitstellen der Quartierkoordination. Die faktische Konkurrenzierung der ehrenamtlichen Quartiervereine durch städtische Besoldete stiess im Parlament zunehmend auf Argwohn. Daraus hat der Stadtrat nun die Konsequenzen gezogen: Er schafft eine neue verkleinerte Struktur, die intern auch als "Sparübung" bezeichnet wird. Beim neuen "Büro für Sozialraum und Stadtleben" ist der Quartierbezug praktisch aus dem Pflichtenheft gestrichen.
Aus Sicht des Quartiervereins Wiedikon ist diese Neuorientierung zu begrüssen, entfallen doch so gewisse Überschneidungen in der täglichen Quartierarbeit. Ob das gesamtstädtisch ausgeweitete Pflichtenheft, das auch die "Unterstützung der Bevölkerung zu Selbstorganisation/Eigeninitiative" enthält, als ganzes überzeugt, bleibt vorderhand offen. Quartiervereinspräsident Urs Rauber sagt dazu: "Das Grundproblem ist, dass man Freiwilligenarbeit nicht verstaatlichen kann. Sie erwächst aus der Eigeninitiative. Genau das macht sie so wertvoll und nachhaltig."
Lesen Sie dazu auch den Artikel "Bauchschmerzen im Quartier" in der Neuen Zürcher Zeitung vom 20. Juli 2018.
Sowie den Kommentar von Daniel Fritzsche "Der Name ändert, die Nannys bleiben".