Vor zehn Jahren wurde Wiedikons befahrenste Strasse noch als «Pesttangente» bezeichnet. Heute bildet sie Teil der
Flaniermeile im Kreis 3 – vom schicken Brupbacherplatz bis zum «Salon Salut» bei der Zürcher Brandwache. Was ist in dieser Zeit passiert? Und was hat die Sanierung der Weststrasse
mit dem aktuellen Projekt Rosengarten-Tunnel zu tun?
In einer grossen Reportage rollt die NZZ die Geschichte der Weststrasse auf. Dabei erhalten auch prominente und weniger prominente Mitglieder des Quartiervereins eine Stimme.
Barbara Wiesmann, SP-Gemeinderätin aus dem Kreis 3, zog 2007 in eine Vier Zimmer-Wohnung am Brupbacherplatz (der damals noch nicht so hiess) für einen Mietzins von weniger als
2'000 Franken. Sie hat die Veränderungen rundum erlebt: die positive Lärm- und Verkehrsberuhigung; wie zahlreiche Velos die Autos ablösten; dass neue Treffpunkte entstanden sind
wie die «Gelateria di Berna» oder die Raygrodski-Bar mit ihren hippen Drinks. Von 2009 bis 2014 sind gemäss NZZ 174 Wohnungen an der Weststrasse komplett neu renoviert worden.
Als Folge davon sind manche bisherige Bewohner weggezogen, die sich teurere Wohnungen nicht mehr leisten konnten oder wollten. Gekommen sind viele Startups, Ateliers, Werbebüros sowie neue Ausländer. Statt Portugiesen und Serben wohnen nun Briten und deutsche Expats im Sihlfeld-Quartier. Barbara Wiesmann wohnt immer noch da, immer noch zu einem tiefen Mietzins. Küche und Bad seien zwar renovationsbedürftig, schilderte sie einmal ihre Situation gegenüber dem Quartiervereins-Präsidenten, und der Vermieter durchaus zur Sanierung bereit. Doch dann steige unmittelbar auch die Miete, was sie (vorläufig) nicht wolle.
Als Folge davon sind manche bisherige Bewohner weggezogen, die sich teurere Wohnungen nicht mehr leisten konnten oder wollten. Gekommen sind viele Startups, Ateliers, Werbebüros sowie neue Ausländer. Statt Portugiesen und Serben wohnen nun Briten und deutsche Expats im Sihlfeld-Quartier. Barbara Wiesmann wohnt immer noch da, immer noch zu einem tiefen Mietzins. Küche und Bad seien zwar renovationsbedürftig, schilderte sie einmal ihre Situation gegenüber dem Quartiervereins-Präsidenten, und der Vermieter durchaus zur Sanierung bereit. Doch dann steige unmittelbar auch die Miete, was sie (vorläufig) nicht wolle.
Ein anderer Weststrassen-Kenner ist der freischaffende Grafiker Ricco Pachera. Er war 2009 noch vor der Beruhigung hier in eine «schmucke Dreizimmer-Wohnung mit Kreuzparkett»
eingezogen, zu einem Spottpreis von 1'200 Franken pro Monat. Heute hat er hier sein Grafikerbüro, in dem unter anderem auch die schön gestalteten Flyer des Quartiervereins
entstehen. Ricco ist inzwischen der «Hausgrafiker» des Quartiervereins. Jetzt sorgt er sich um sein Büro, da der bisherige Eigentümer das Haus kürzlich für acht Millionen Franken
verkauft habe. Was wohl unweigerlich zu einer Totalsanierung führe.
Für Wiedikon war die Schliessung der Weststrasse am 2. August 2010 insgesamt eine grosse Befreiung. Der Transitverkehr wurde verbannt, die Anwohner konnten buchstäblich aufatmen und nachts wieder ruhig schlafen. Die Sanierung vieler verrusster und verlotterter Liegenschaften ist zweifellos ein Gewinn. Das sieht auch alt Stadtrat Martin Waser (SP) so, der seinerzeit als Tiefbauvorsteher die flankierenden Massnahmen vorangetrieben hatte. Durch die damalige Verkehrsberuhigung sei der motorisierte Verkehr in der ganzen Stadt um 10 Prozent zurückgegangen.
Für Wiedikon war die Schliessung der Weststrasse am 2. August 2010 insgesamt eine grosse Befreiung. Der Transitverkehr wurde verbannt, die Anwohner konnten buchstäblich aufatmen und nachts wieder ruhig schlafen. Die Sanierung vieler verrusster und verlotterter Liegenschaften ist zweifellos ein Gewinn. Das sieht auch alt Stadtrat Martin Waser (SP) so, der seinerzeit als Tiefbauvorsteher die flankierenden Massnahmen vorangetrieben hatte. Durch die damalige Verkehrsberuhigung sei der motorisierte Verkehr in der ganzen Stadt um 10 Prozent zurückgegangen.
Die teils übertriebenen Ängste vor einer Gentrifizierung sieht Martin Waser differenziert. Natürlich seien an der Weststrasse teure Wohnungen entstanden, «aber es haben auch
viele von der Verkehrsberuhigung profitiert, die sich jetzt nicht mit höheren Mieten konfrontiert sehen. Darüber spricht einfach niemand.» Trotz Unterschieden drängt sich an
dieser Stelle auch ein Vergleich mit dem heutigen Rosengarten-Projekt auf. In den aktuellen Streit will sich der Quartierverein Wiedikon dabei nicht einmischen. Doch wenn unsere
Nachbarn in Wipkingen aus unseren Erfahrungen lernen möchten – bitte, gerne!
Lesen Sie hier den ganzen Artikel «Von der ‘Pesttangente’ zum Wohlfühlquartier» in der NZZ vom 31. Januar 2010.
Lesen Sie hier den ganzen Artikel «Von der ‘Pesttangente’ zum Wohlfühlquartier» in der NZZ vom 31. Januar 2010.