Dass Wiedikon vor dem Anschluss an die Stadt Zürich 1893 eine arme Bauerngemeinde war, ist bloss die halbe Wahrheit. Seit dem Mittelalter war das Dorf nämlich auch ein
(vor)industrielles Zentrum. Die gewaltige Lehmschicht am Fuss des Uetlibergs brachte die Bewohner schon vor über 500 Jahren auf die Idee, Lehm zu stechen und zu brennen. Im Jahr
1441 wird die erste Ziegelhütte im Selnau-Gebiet in einer Urkunde erwähnt. Neben Tontöpfen, Urnen und wohl auch Schmuckgegenständen wurden bald Ziegelsteine gebrannt – die
ältesten künstlich hergestellten Bauelemente.
Über diese historischen Zusammenhänge und die Entwicklung Wiedikons zum Ziegeldorf erzählte Hermann Schumacher, Ehrenmitglied des Quartiervereins und Wiediker Zünfter, letzte Woche vor einem interessierten Publikum. Die Veranstaltung im Ortsmuseum war bis auf den letzten der verfügbaren 40 Plätze gefüllt, rund ein Dutzend weitere Interessierte mussten leider abgewiesen werden. Das Stadtmagazin Ron Orp hatte (ohne Zutun des Quartiervereins) unter dem Titel «Züri Geschichtsstunde» für den Anlass die Werbetrommel gerührt.
Quartierhistoriker Hermann Schumacher (* 1933), der sich als Bub noch barfuss in den Ziegelarealen der Binz, im Tiergarten und im Heuried herumgetrieben hatte, schilderte aus eigenem Erleben, aber auch aus der Kenntnis der einschlägigen Literatur, wie die Wiediker Ziegelproduktion entstanden und gross geworden war. Manche Bauern brannten Ziegel in Feierabend-Arbeit, um den eigenen Hof baulich zu erweitern oder Ziegel an Nachbarn und umliegende Dörfer zu verkaufen. So brachte das Ziegelgewerbe etlichen Wiediker Bauern Arbeit und Wohlstand.
Über diese historischen Zusammenhänge und die Entwicklung Wiedikons zum Ziegeldorf erzählte Hermann Schumacher, Ehrenmitglied des Quartiervereins und Wiediker Zünfter, letzte Woche vor einem interessierten Publikum. Die Veranstaltung im Ortsmuseum war bis auf den letzten der verfügbaren 40 Plätze gefüllt, rund ein Dutzend weitere Interessierte mussten leider abgewiesen werden. Das Stadtmagazin Ron Orp hatte (ohne Zutun des Quartiervereins) unter dem Titel «Züri Geschichtsstunde» für den Anlass die Werbetrommel gerührt.
Quartierhistoriker Hermann Schumacher (* 1933), der sich als Bub noch barfuss in den Ziegelarealen der Binz, im Tiergarten und im Heuried herumgetrieben hatte, schilderte aus eigenem Erleben, aber auch aus der Kenntnis der einschlägigen Literatur, wie die Wiediker Ziegelproduktion entstanden und gross geworden war. Manche Bauern brannten Ziegel in Feierabend-Arbeit, um den eigenen Hof baulich zu erweitern oder Ziegel an Nachbarn und umliegende Dörfer zu verkaufen. So brachte das Ziegelgewerbe etlichen Wiediker Bauern Arbeit und Wohlstand.
Im 19. und frühen 20. Jahrhundert standen zahlreiche Ziegelhütten in Wiedikon: Eine bekannte lag beim Gasthof «Sunnezyt»
am Manesseplatz. Im Heuried befand sich eine Dampfziegelei, die erst 1939 ihren Betrieb einstellte. Eine weitere Ziegelei stand im Albisgüetli, eine andere im Gebiet der heutigen
Überbauung Tiergarten, vor der eine Tonfigur stand, die «Dicke Berta». Mehrere Ziegelfabriken schlossen sich 1912 zur Zürcher Ziegeleien AG zusammen, schon damals sass im
Verwaltungsrat ein gewisser Schmidheiny aus der späteren Industriellenfamilie. Der letzte Lehm wurde 1975 in Wiedikon abgebaut.
Die Bilder, die Hermann Schumacher zeigte, erinnerten teils an Kraterlandschaften, aber auch an Szenen aus Wildwest-Filmen, in denen handgezogene Kippwagen (Lorrys), mit
Ziegeln beladen, zu Brennöfen oder in Tunnels fuhren. Dass Wiedikon noch vor 100 Jahren derart anders ausgesehen hatte, brachte Manche ins Staunen. Der Referent wusste auch von
vielen interessanten Details zu erzählen. So waren etwa die Ziegelbauer – im Unterschied zu anderen Handwerkern – nicht dem Zunftregime unterstellt, wohl aber der Aufsicht der
Stadt Zürich. Auf die frühere Ziegelproduktion weisen heute noch viele Spuren bei Familiennamen (Ziegler, Brenner, Töpfer) und Ortsbezeichnungen wie Kalkbreite, Grubenstrasse,
Giesshübel, «Lehmbodenalp» (Gebiet zwischen Allmend und Albisrieden) hin.
Schumacher erzählte packend und kenntnisreich, würzte seine Ausführungen mit seltenen Fotos und Illustrationen, gelegentlich auch mit Selbstironie und aktuellen Anspielungen.
Nach gut einer Stunde durfte das Publikum Fragen stellen, bevor es sich am Apéro riche des Quartiervereins gütlich tat. «Ein toller Abend» hörte man mehr als einmal beim Abschied.
Dass es nicht nur den anwesenden Quartiervereins-Mitgliedern gefiel, sondern auch Aussenstehenden, zeigt die Tatsache, dass gleich ein halbes Dutzend Besucher sich als Neumitglied
beim Quartierverein anmeldeten.