Was der Quartierverein bereits anfangs Mai publik gemacht hat und seither in zahlreichen Leserbriefen im «Tagblatt der Stadt Zürich» beklagt worden ist, wird nun amtlich
bestätigt. Eine Arbeitsgruppe der Stadtverwaltung, zusammengesetzt aus Personen des Bestattungs- und Friedhofamts, der Stadtpolizei, von «Grün Stadt Zürich», des
Hochbaudepartements und von «Immo Zürich», hat im Oktober 2020 einen Bericht erarbeitet, der zahlreiche «störende Phänomene» insbesondere im Friedhof Sihlfeld auflistet. Es sind
Vorfälle und teils wüste Szenen, die für einen Ort der Totenruhe und des Respekts für Angehörige nicht akzeptabel sind. Die stadtinterne «Arbeitsgruppe Sihlfeld» unter Leitung von
Dayana Mordasini, Delegierte für Quartiersicherheit im Departement von Stadträtin Karin Rykart, hat kürzlich den 10-seitigen Bericht auf
Wunsch dem Quartierverein zur Verfügung gestellt.
Der Bericht beruht auf einem sechswöchigen Monitoring der Securitas zwischen Ende Juni und anfangs August, auf Protokollen der sip züri (Sicherheit Intervention Prävention) sowie der Stadtpolizei Zürich. Während die Feststellungen der Securitas weitgehend im Report wiedergegeben werden, bleiben die Beobachtungen der Stadtpolizei und der sip weiter unter Verschluss. Der Quartierverein fordert die Stadt auf, auch diese Quellen (notfalls unter Abdeckung persönlichkeitsrechtlich heikler Daten) offenzulegen. Die Antwort steht noch aus.
Der Bericht beruht auf einem sechswöchigen Monitoring der Securitas zwischen Ende Juni und anfangs August, auf Protokollen der sip züri (Sicherheit Intervention Prävention) sowie der Stadtpolizei Zürich. Während die Feststellungen der Securitas weitgehend im Report wiedergegeben werden, bleiben die Beobachtungen der Stadtpolizei und der sip weiter unter Verschluss. Der Quartierverein fordert die Stadt auf, auch diese Quellen (notfalls unter Abdeckung persönlichkeitsrechtlich heikler Daten) offenzulegen. Die Antwort steht noch aus.
Der Sicherheitsbericht zeigt neben der Aemtleranlage drei Schwerpunkte mit «erhöhtem Nutzungsdruck» im Friedhof Sihlfeld: den Sektor
C, die «Liegewiese» im Sektor C und das Krematorium. Es werden 13 Arten von Fehlverhalten auf dem Friedhof untersucht: von Littering bis sexuelle Handlungen. Vier davon sind
besonders häufig in allen drei Friedhof-Sektoren sowohl tagsüber wie nachts anzutreffen:
- Alkoholkonsum: total 33 Vorfälle zwischen 16 und 23 Uhr (im Zeitraum von sechs Wochen)
- Drogenkonsum: total 27 Vorfälle zwischen 16 und 23 Uhr. Alkohol- und Drogenkonsum steigen gemäss Bericht gegen die Nacht hin deutlich an
- Benützung von Fahrzeugen: total 96 Vorfälle zwischen 16 und 23 Uhr sowie 14 Vorfälle zwischen 23 und 07 Uhr (!)
- Picknicken: total 107 Vorfälle zwischen 16 und 23 Uhr sowie 4 Vorfälle zwischen 23 und 07 Uhr
- Zum Cruising (anonymer Homosexuellen-Sex) liefert der Bericht keine Zahlen. Der Quartierverein weiss jedoch aus gutinformierter Quelle, dass die Polizei wiederholt Arealverbote ausgesprochen hat. Auf einschlägigen Pornoseiten wird der Friedhof Sihlfeld leider nach wie vor mit konkreten Zugangstipps als Cruising-Treffpunkt empfohlen.
Orientierungsplan
Friedhof Sihlfeld mit drei Problemzonen: Sektor C (violett), «Liegewiese» (orange) und Krematorium (blau)
Zu weiteren Schwerpunkten «störender Nutzungen», die mehrmals täglich und in der Nacht vorkommen, zählt der Bericht:
- Inadäquate Bekleidung
- Lärmbelästigung
- Drogendeal
- Hunde und herumrennende Kinder.
Eine Zuschrift an den Quartierverein illustriert das: «Meine Eltern ruhen im Friedhof Sihlfeld, nur etwa 20-30 Meter
entfernt vom Gebäude beim Haupteingang. Am letzten Pfingstmontag haben wir meine Eltern besucht. Vor dem bewohnten Gebäude im Friedhof waren ca. 8 bis 10 Personen, die eine
private Party feierten. Es waren meist jüngere Männer, die redeten, lachten, scherzten. Dabei waren auch Kinder, die herumsprangen und krähten. Wir gehen in den Friedhof, um
unsere Liebsten zu besuchen und wünschen Stille und nicht feiernde Menschen direkt daneben. Das Ganze macht mich traurig, ich könnte in Tränen ausbrechen. Vom Quartierverein
möchte ich wissen, ob Euch dieser unzumutbare Zustand bekannt ist? Es ist eine Situation, die wir nicht länger tolerieren können. Ich bitte um Bescheid, was man hier machen kann.»
(Anton Z., Name und Adresse dem Quartierverein bekannt).
Die «Arbeitsgruppe Sihlfeld» schlägt Massnahmen vor, die teils eine Verbesserung bringen dürften. So wird die Schaffung
eines klaren Regelwerks gefordert, was auf dem Friedhof erlaubt ist und was nicht, verbunden mit einer neuen «Signaletik». Die Friedhofsverwaltung will das Personal besser
instruieren, wie es bei Regelverstössen reagieren soll. Im weiteren verspricht sie eine regelmässige Präsenz von Stadtpolizei (in zivil), Securitas und sip, um «zweckentfremdete
Nutzungen» künftig zu unterbinden – notfalls mit Bussen und Arealverboten.
In anderen Bereichen schreckt die Stadtverwaltung vor konsequenten Massnahmen zurück – etwa bei Joggern und Velofahrenden: «Ein Velofahrverbot scheint schwer durchsetzbar»,
schreibt sie und kapituliert damit vor dem vermeintlich grossen Einfluss der Velolobby. Dass die Stadt nicht bereit ist, auf dem Friedhof ein Velofahrverbot durchzusetzen (während
das Stossen gestattet ist), ist unverständlich. Auf eine andere naheliegende Massnahme verzichtet sie ohne jede Begründung: nämlich die von vielen hundert Anwohnern gewünschte
nächtliche Schliessung von 20 bis 07 Uhr, wie sie bis 2016 in Kraft war. Dabei wäre gerade diese Massnahme rasch umsetzbar, praktisch kostenlos und hätte einen hohen Symbolgehalt:
Wir handeln!
Den ganzen Bericht der Arbeitsgruppe Sihlfeld können Sie hier lesen.
Der Quartierverein organisiert an seiner nächsten Generalversammlung im April/Mai 2021 ein öffentliches Podium zur Unruhe auf dem Friedhof Sihlfeld. Dazu lädt er eine Vertretung aus dem Stadtrat sowie eine ehemalige Bundesrichterin ein, die ein rechtliches Kurzgutachten zur gegenwärtigen Friedhofsnutzung erstellt hat. Mehr Informationen folgen, sobald Termin, Ort und Teilnehmer feststehen.
Den ganzen Bericht der Arbeitsgruppe Sihlfeld können Sie hier lesen.
Der Quartierverein organisiert an seiner nächsten Generalversammlung im April/Mai 2021 ein öffentliches Podium zur Unruhe auf dem Friedhof Sihlfeld. Dazu lädt er eine Vertretung aus dem Stadtrat sowie eine ehemalige Bundesrichterin ein, die ein rechtliches Kurzgutachten zur gegenwärtigen Friedhofsnutzung erstellt hat. Mehr Informationen folgen, sobald Termin, Ort und Teilnehmer feststehen.