Brunnen von Architekt Alfred Altherr aus Castionegranit (1959) am Goldbrunnenplatz – optisch verunstaltet durch Littering und unschöne Abfallcontainer
Dieser Text könnte auch den Titel tragen: «Wie vorbildlich die Stadtverwaltung auf Anliegen der Bevölkerung reagiert». Unbürokratisch und bürgernah – wenn man auf die
richtigen Personen trifft. Dazu eine kleine Geschichte.
Susanna J. (im folgenden: Susanna) ist seit über 20 Jahren künstlerisch als Malerin tätig und wohnt in einer Genossenschaftssiedlung unterhalb des Triemli. «Grosszügige Pinselstriche sind nicht ihr Ding» steht auf der Website ihrer Ateliergemeinschaft, «im Gegenteil, sie malt sich Punkt für Punkt durch ihre Bilder.» Inspiriert durch Malereien der Aborigines hat sie einen eigenen Stil entwickelt, manche Bilder erinnern auch an Comics. Susannas Atelier, das sie jeden Tag besucht, liegt an der Haldenstrasse, ganz in der Nähe des Goldbrunnenplatzes.
Schon lange stört sich Susanna daran, wie lieblos sich dieser Platz mit dem schönen Namen präsentiert. Um den Brunnen sehe es oft aus wie eine Müllkippe, schreibt sie eines Tages dem Quartierverein: «Kann man da nichts ändern? Den Brunnen sichtbarer machen? Pflanzkübel aufstellen?» Der Präsident des Quartiervereins leitet die Anfrage an das Tiefbau- und Entsorgungsdepartement (TED) weiter.
Susanna J. (im folgenden: Susanna) ist seit über 20 Jahren künstlerisch als Malerin tätig und wohnt in einer Genossenschaftssiedlung unterhalb des Triemli. «Grosszügige Pinselstriche sind nicht ihr Ding» steht auf der Website ihrer Ateliergemeinschaft, «im Gegenteil, sie malt sich Punkt für Punkt durch ihre Bilder.» Inspiriert durch Malereien der Aborigines hat sie einen eigenen Stil entwickelt, manche Bilder erinnern auch an Comics. Susannas Atelier, das sie jeden Tag besucht, liegt an der Haldenstrasse, ganz in der Nähe des Goldbrunnenplatzes.
Schon lange stört sich Susanna daran, wie lieblos sich dieser Platz mit dem schönen Namen präsentiert. Um den Brunnen sehe es oft aus wie eine Müllkippe, schreibt sie eines Tages dem Quartierverein: «Kann man da nichts ändern? Den Brunnen sichtbarer machen? Pflanzkübel aufstellen?» Der Präsident des Quartiervereins leitet die Anfrage an das Tiefbau- und Entsorgungsdepartement (TED) weiter.
Den Anstoss zur Reinigung und
Verschönerung des Goldbrunnens gab die Wiediker Künstlerin Susanna Jurt
Bereits eine halbe Stunde später – an einem Samstagnachmittag um 15:36 Uhr – meldet sich der Kommunikationschef des TED, nennen wir ihn Mike
S., und verspricht: «Gerne leite ich die Anfrage an ERZ Entsorgung und Recycling zur Beantwortung weiter.» In der folgenden Woche ruft der zuständige Gruppenleiter ERZ – er
heisst Mark G. – an und erläutert, dass seine Männer den Goldbrunnenplatz jeden Tag frühmorgens reinigen. Hinzu komme eine «Feinreinigung»
einmal pro Woche. Aber leider sei es schwierig, die dort täglich deponierten Pizzaschachteln umgehend zu entfernen. «Wir hinken mit der Reinigung einfach hinterher».
Als die Frage nach den Pflanzkübeln vergessen zu gehen droht, stupft der Quartierverein zwei Wochen später nach. Mike reagiert wie gewohnt zügig, nach 20 Minuten entschuldigt er sich und fragte: «Was genau stört Sie am Brunnen, Frau J.?» Gar nichts störe am Brunnen, antwortet Susanna, sie möchte nur den Platz darum herum «optisch verschönern». Zum Beispiel, indem man den Müllcontainer an einen anderen Ort stelle, ein paar Pflanzkübel rechts und links platziere und die Wand dahinter mit goldener Farbe anstreiche, sodass ein «Goldbrunnen» entstehe. «Dafür stelle ich mich gerne tatkräftig zur Verfügung», schreibt die Malerin.
Als die Frage nach den Pflanzkübeln vergessen zu gehen droht, stupft der Quartierverein zwei Wochen später nach. Mike reagiert wie gewohnt zügig, nach 20 Minuten entschuldigt er sich und fragte: «Was genau stört Sie am Brunnen, Frau J.?» Gar nichts störe am Brunnen, antwortet Susanna, sie möchte nur den Platz darum herum «optisch verschönern». Zum Beispiel, indem man den Müllcontainer an einen anderen Ort stelle, ein paar Pflanzkübel rechts und links platziere und die Wand dahinter mit goldener Farbe anstreiche, sodass ein «Goldbrunnen» entstehe. «Dafür stelle ich mich gerne tatkräftig zur Verfügung», schreibt die Malerin.
Kümmert sich wie viele
andere Mitarbeiter der Stadtverwaltung um Bürgeranliegen: Rupert Wimmer, Leiter Verkehr + Stadtraum
Dann kommt Weihnachten, Neujahr, der grosse Schneefall und der Lockdown. Das Anliegen versinkt in den Tiefschlaf in einer städtischen Schublade. So dachten wir – bis sich
kürzlich – es war wieder an einem Samstag, 17:24 Uhr – der Leiter der Abteilung Verkehr + Stadtraum Rupert W. meldet. (Warum das TED
ausgerechnet am Wochenende eine derartige Aktivität entfaltet, bleibt uns bis heute ein Rätsel.)
«Wir haben Ihre Anliegen mit den zuständigen Stellen geklärt»: Erstens werde ERZ den Goldbrunnenplatz in Zukunft öfters kontrollieren und reinigen. Zweitens prüfe man die Verlegung des Abfallcontainers, um an dessen Stelle eine Sitzbank zu platzieren. Drittens aber könne man dem Vorschlag, goldene Farbe am Brunnen anzubringen, nicht nachkommen. «Bei dem Brunnen handelt es sich um ein Werk des Architekten Alfred Altherr aus dem Jahre 1959. Er ist aus Castionegranit gefertigt. Dieser Naturstein wird nicht mehr abgebaut. (…) Von daher ist der aus einem Stück gefertigte Brunnentrog eine Besonderheit, der in seiner Natürlichkeit erhalten bleiben soll.» Doch die Wasserversorgung Zürich reinige ihn nun gründlich, und auch die Wand dahinter werde «professionell geputzt».
«Wir haben Ihre Anliegen mit den zuständigen Stellen geklärt»: Erstens werde ERZ den Goldbrunnenplatz in Zukunft öfters kontrollieren und reinigen. Zweitens prüfe man die Verlegung des Abfallcontainers, um an dessen Stelle eine Sitzbank zu platzieren. Drittens aber könne man dem Vorschlag, goldene Farbe am Brunnen anzubringen, nicht nachkommen. «Bei dem Brunnen handelt es sich um ein Werk des Architekten Alfred Altherr aus dem Jahre 1959. Er ist aus Castionegranit gefertigt. Dieser Naturstein wird nicht mehr abgebaut. (…) Von daher ist der aus einem Stück gefertigte Brunnentrog eine Besonderheit, der in seiner Natürlichkeit erhalten bleiben soll.» Doch die Wasserversorgung Zürich reinige ihn nun gründlich, und auch die Wand dahinter werde «professionell geputzt».
Zu guter Letzt schickt der offensichtlich kundige und über den Tellerrand hinaus blickende Chefbeamte Rupert der besorgten Wiedikerin
einen historischen Überblick zur Entstehung des Namens Goldbrunnen. Dieser gehe zurück auf die um 1200 herum erbaute Friesenburg auf der Goldbrunnegg am Uetliberg. Zur Herkunft
des Namens gebe es zwei Erklärungen: 1. Der Name sei auf eventuell vorgefundenes gelbliches Gestein oder Sand zurückzuführen. 2. Er beruhe auf einer Sage von einer Gold führenden
Quelle, die von unterirdischen Schätzen stammen soll. Die erste Version hält Hobbyhistoriker Matthias Dürst für wahrscheinlicher, da es auf dem Uetliberg tatsächlich gelbliche
Kalkvorkommen gibt. Sogar an der zum Goldbrunnenplatz führenden Kalkbreitestrasse wurden gebrannte Kalksteine gefunden.
Was für eine spannende kleine Reise durch die Zeit, die Geologie und Stadtzürcher Ämter. Susanna freut sich, dass ihr Anliegen so ernst genommen und ausführlich behandelt wird, auch wenn sie sich natürlich «etwas Gold an der Brunnenrückwand gewünscht hätte». Und wir haben gelernt, warum der Goldbrunnenplatz so heisst, wie er heisst.
Was für eine spannende kleine Reise durch die Zeit, die Geologie und Stadtzürcher Ämter. Susanna freut sich, dass ihr Anliegen so ernst genommen und ausführlich behandelt wird, auch wenn sie sich natürlich «etwas Gold an der Brunnenrückwand gewünscht hätte». Und wir haben gelernt, warum der Goldbrunnenplatz so heisst, wie er heisst.