Im August 1857 schien in Wiedikon die Welt aus den Fugen geraten zu sein. Ein rigoroser Polizeieinsatz gegen eine
gefährliche Sekte, die «mächtigen Einfluss besonders auf schwache Frauen» ausübte, brachte es ans Tageslicht. Im friedlichen Dorf am Fuss des Uetlibergs hatte sich heimlich eine
Gemeinschaft von Mormonen gebildet, die in kurzer Zeit viele Anhänger gewann. Rund 200 Menschen, so hiess es in zeitgenössischen Berichten, seien den «Aposteln» erlegen. Was die
Sache besonders pikant machte: Die Ältesten und Priester der aus den USA stammenden Religionsgemeinschaft propagierten die Polygamie und beriefen sich dabei auf ihre Bibel. Sie
liebten «die schönen Weiber sehr», hiess es, und jene Frauen, die sich mit den Priestern verheirateten, versprach man im «tausendjährigen Reich» den Status von Heiligen.
Die Mormonen-Gemeinschaft wurde in
den 1820er Jahren in den USA gegründet. Aus Wiedikon gibt’s dazu keine Bilder
Der Hauptapostel der Mormonen, ein Amerikaner namens Schmidt aus Genf, predigte, dass hierzulande geschlossene Ehen ungültig seien und
«der Prophet am Salzsee Jedem die Frau gebe, deren er würdig sei». Zudem müssten die Kinder nicht mehr ihren Eltern gehorchen, sondern nur noch Gott und den Mormonen-Aposteln.
«Sittenlos», «unmoralisch», «Unfug» - so lautete das Urteil über die Mormonen und ihren öffentlich Anstoss erregenden Lebenswandel. Die Wogen in der Schweizer Presse gingen
hoch.
Als Wortführer der Mormonen in Wiedikon Mitte des 19. Jahrhunderts traten die Brüder Georg und Daniel Bonelli aus dem Thurgau auf. Ferner sei ein «gewisser Hug aus Weiningen» dabei gewesen. Als Versammlungsort diente den Wiediker Gläubigen die Remise einer Frau Wieder. Die Bonellis ihrerseits betätigten sich auch als Kurpfuscher und Handaufleger. Mit Olivenöl gaben sie vor, Kranke heilen zu können. All das liess bei der Obrigkeit die Alarmglocken schrillen. In der Folge des grossen Polizeieinsatzes wurde die Mormonengemeinschaft aufgehoben und ausgewiesen. Ein Schritt, der in der eidgenössischen Presse und sogar im Ausland, etwa in österreichischen Zeitungen, als überfällig begrüsst wurde.
Als Wortführer der Mormonen in Wiedikon Mitte des 19. Jahrhunderts traten die Brüder Georg und Daniel Bonelli aus dem Thurgau auf. Ferner sei ein «gewisser Hug aus Weiningen» dabei gewesen. Als Versammlungsort diente den Wiediker Gläubigen die Remise einer Frau Wieder. Die Bonellis ihrerseits betätigten sich auch als Kurpfuscher und Handaufleger. Mit Olivenöl gaben sie vor, Kranke heilen zu können. All das liess bei der Obrigkeit die Alarmglocken schrillen. In der Folge des grossen Polizeieinsatzes wurde die Mormonengemeinschaft aufgehoben und ausgewiesen. Ein Schritt, der in der eidgenössischen Presse und sogar im Ausland, etwa in österreichischen Zeitungen, als überfällig begrüsst wurde.
Unter dem knalligen Titel «Jungfrauen und Olivenöl» hat Tagblatt-Redaktor Jan
Strobel diese Geschichte von 1857 ausgegraben und aus alten Zeitungen recherchiert. Ein kleines Bijou, das unter dem Label «Gut zu wissen» erschienen ist. Lesen Sie hier
Strobels ganzen Bericht aus dem «Tagblatt der Stadt Zürich» vom 29.
September 2021.