Die Metzgerei am Friesenbergplatz

Der Friesenbergplatz gehört zwar nicht zu den am meisten angesagten Hotspots im Kreis 3. Er bildet keinen Verkehrsknotenpunkt, hat kein lauschiges Pärklein und ist auch nicht unbedingt der Ort, wo man sich zum Flanieren trifft. Trotzdem bildet er geografisch und mental den Lebensmittelpunkt des Friesenberg-Quartiers. Im Dezember 2017 wurde der neugestaltete Platz eingeweiht. Hier befindet sich der Hauptsitz der Familienheimgenossenschaft FGZ, die über 2'000 günstige Wohnungen vermietet. Etwa die Hälfte der Quartierbevölkerung wohnt in einer FGZ-Wohnung.

Seit 2018 gibts auch eine Metzgerei am Friesenbergplatz: der Familienbetrieb Colagiero, der seinen Hauptsitz in Wipkingen hat. Der 26-jährige Dario Colagiero, in dritter Generation gelernter Metzger, führt hier den Betrieb mit seiner Mutter Maria, während Vater Roberto den Stammbetrieb von Wipkingen aus leitet. Das Geschäft gehört zu den wenigen Privatmetzgereien, die es in der Stadt Zürich noch gibt. Waren im Adressbuch von 1972 noch 116 private Metzger eingetragen, sind es heute gemäss «Tagesanzeiger» höchstens noch zwanzig.

Im Wappen tragen die Colagieros, die in den 1970er Jahren aus Sizilien nach Zürich kamen, einen Stier. Das passt zur Kraft und Hartnäckigkeit der Familie. Schon der Grossvater arbeitete in einer Zürcher Metzgerei, später übernahm sein Sohn Roberto den Job und den Betrieb. «Vater ist der Big Boss», heisst es. Im Familiengeschäft wirken auch Schwester Jessica und Vaters neue Partnerin mit, «meine Stiefmutter», wie Dario sagt.

Das Angebot in der Friesenberg-Metzgerei besteht aus Fleisch der Region, aus Bauernhöfen im Zürichbiet, aus dem Kanton Schwyz (wo auch geschlachtet wird) und Geflügel von Ostschweizer Bauernhöfen. Alles aus Bio-Freilandhaltung, wie man stolz betont. Lammfleisch wird auch aus Neuseeland und Australien geliefert sowie Bison aus Nordamerika. Die Produktionswerkstätte der Delikatessen Metzgerei befindet sich in Altstetten.

Neben der Filiale im Friesenberg betreiben die Colagieros einen Partyservice, ein Catering und einen Take-Away. Im weiteren beliefern sie Grossbetriebe und Gastroveranstaltungen. «Am Sechseläuten haben wir einen Wurststand direkt gegenüber dem Böög», sagt Dario Colagiero. Auch wenn die «Wiedikerli» ein bereits geschütztes Produkt der Metzgerei Keller am Manesseplatz sind (früher ebenfalls ein Familienbetrieb), ist der Begriff «Friesenbergerli» oder «Friesenburger» noch frei. Wäre das eine Idee? Dario Colagiero lacht: «Wir haben die Friesiwurst im Sortiment, eine Art Schweinsbratwurst, etwas grösser als die Wiedikerli und im Wein eingelegt.» Momentan sei sie nicht vorrätig, aber ab Frühling und in der Grillsaison werde sie hier produziert – direkt im Friesenberg.  

Schon wieder eine Extrawurst aus dem Quartier! Darauf freuen wir uns bereits jetzt.

Lesen Sie dazu das grosse Porträt von Helene Arnet im «Tagesanzeiger»