Wohin mit zwei Perrons? Wenig Raum zwischen Tiergarten (links) und Pflegezentrum Gehrenholz (rechts)
Die Sihltal Zürich Uetliberg Bahn (SZU) hat viele gute Ideen. Sie möchte: den
Zehnminutentakt zwischen Hauptbahnhof und Triemli in der Hauptverkehrszeit auf 7,5 Minuten verkürzen, das Rollmaterial modernisieren, grösseren Fahrkomfort für Zugspassagiere
schaffen, an allen Haltestellen einen behindertengerechten Zugang gewährleisten. Und schliesslich die Uetlibergbahn von Gleichstrom, der aus historischen Gründen ursprünglich für
diese Strecke gewählt worden war, auf Wechselstrom umstellen – wie es auf der Sihltalbahn und allen SBB-Strecken üblich ist.
Für das letzte Projekt brauche es neue Strommasten, sagt die SZU. Und die will man nun möglichst rasch aufstellen. Wer heute auf dem Agnes-Robmann spazieren geht, sieht seit kurzer Zeit grellgrüne Kreise am Boden. Viel näher bei den Häusern der Gehrenholz-Siedlung als früher, und noch viel näher zu einem Kinderspielplatz in der Siedlung. Kein Wunder, dass Anwohner finden: «Stopp. Halt. Erst überprüfen!» Solche Strommasten sind bekanntlich mit nicht ionisierender Strahlung verbunden. Dafür bestehen Grenzwerte, die z.B. für Kinder deutlich höher als für Erwachsene liegen. Also suchten die Gehrenholz-Hauseigentümer das Gespräch mit der SZU.
Für das letzte Projekt brauche es neue Strommasten, sagt die SZU. Und die will man nun möglichst rasch aufstellen. Wer heute auf dem Agnes-Robmann spazieren geht, sieht seit kurzer Zeit grellgrüne Kreise am Boden. Viel näher bei den Häusern der Gehrenholz-Siedlung als früher, und noch viel näher zu einem Kinderspielplatz in der Siedlung. Kein Wunder, dass Anwohner finden: «Stopp. Halt. Erst überprüfen!» Solche Strommasten sind bekanntlich mit nicht ionisierender Strahlung verbunden. Dafür bestehen Grenzwerte, die z.B. für Kinder deutlich höher als für Erwachsene liegen. Also suchten die Gehrenholz-Hauseigentümer das Gespräch mit der SZU.
Dort heisst es, man habe das Vorhaben bereits 2019 ausgeschrieben und die Standorte der Masten ausgesteckt oder markiert.
Und zudem Flyer in alle Briefkästen verteilt. Bei den Anwohnerinnen und Anwohnern hat man davon nichts mitbekommen. Jost Wirz, einer der
bekanntesten Schweizer Werber und Marketingspezialisten sowie Ehrenpräsident der Wirz-Gruppe, wohnt seit dem Bau der Gehrenholzsiedlung (1988/90) am Agnes Robmann-Weg. Er sagt, er
habe nie Baugespanne gesehen, obwohl er jeden Tag auf diesem Weg zu Fuss ins Büro ging. Also bittet er die SZU, ihm Fotos dieser angeblichen Baugespanne zu zeigen. Doch die SZU
findet nichts in den Unterlagen. «Und von den Ankündigungs-Flyern? Da haben Sie doch sicher noch einen Beleg?», fragt er die Verantwortlichen. Seltsam, auch diese angebliche
Mitteilung ist nicht mehr aufzufinden.
Jost Wirz lacht: «Die SZU hat bisher im Wald und in der freien Landschaft gebaut. Dort gabs kaum Probleme. Nun wehren sich plötzlich Dutzende von Anwohnerinnen und Anwohnern
– das ist man sich nicht gewohnt.» Die SZU, so scheint es, tut sich schwer mit Widerstand von Bahn-Anrainern, vor allem in der Stadt. Denn die neuen Masten sind nur das
Nebenprodukt eines viel grösseren Projekts. Die SZU will nämlich die Haltestelle Friesenberg direkt unterhalb des gleichnamigen jüdischen Friedhofs um gut 100 Meter verschieben
auf die Höhe der doppelt geführten Bahngeleise zwischen Pflegezentrum Gehrenholz und Wohnsiedlung Gehrenholz einerseits (im Süden) sowie der Wohnsiedlung im Tiergarten und dem
gleichnamigen Seniorama anderseits (im Norden). Dort soll eine grosse Haltestelle mit zwei Perrons entstehen, überdacht und mit behindertengerechtem Zugang.
Doch diese Verschiebung scheint keine gute Idee zu sein, wie der geballte Widerstand verschiedener Anwohnergruppen zeigt. Hauptgrund: die geplante Doppelhaltestelle erfordert den Bau von zwei neuen Perrons, was auf der südlichen Bahnseite eine Verlegung des Agnes Robmann-Wegs direkt an die Grundstücksgrenze der Gehrenholz-Siedlung zur Folge hat und auf der nördlichen Seite die Enteignung eines ca. sechs Meter breiten Landstreifens, der die Cafeteria-Terrasse des Altersheims sowie den Sitzplatz eines neugebauten Mehrfamilienhauses an der Friesenbergstrasse 145 massiv tangiert. Das SZU-Projekt war vom 7. März bis 5. April 2022 ausgeschrieben. Bis zum Ablauf der Einsprachefrist sind beim federführenden Bundesamt für Verkehr (BAV) mindestens drei gewichtige Einsprachen von jeweils mehreren Betroffenen eingegangen.
Während sich die Eigentümergemeinschaft Gehrenholz relativ moderat gibt und neben der Prüfung der Strahlenemissionen Verbesserungen am Projekt – punkto Lärm, Erschütterung, Gestaltung, Behindertengerechtigkeit sowie ökologischen und Sicherheitsaspekten – verlangt, lehnen die «nördlichen Einsprecher» das SZU-Projekt rundweg ab. Konrad Reininghaus, Miteigentümer des Mehrfamilienhauses Friesenbergstrasse 145/Ecke Uetlibergbahn, ist ihr Hauptexponent. Er spricht von einer «idiotischen Aktion» und der Frechheit, «einen neuen Bahnhof mitten in ein Wohngebiet» zu platzieren. Nicht nur würden dafür mehrere hundert Quadratmeter Grünfläche beansprucht, die SZU hätte auch nie Hand geboten zur Evaluation einer Alternativlösung. Die 9 bis 12 Sekunden Zeitgewinn, die man durch diese Verlegung der Haltestelle gewinne, sei eine verhältnisblödsinnige Massnahme. Der Zugang sei überhaupt nicht behindertengerecht. Und schliesslich werde der Lebensraum für die schweizweit geschützte Zauneidechse zerstört. Die Miteigentümergemeinschaft Friesenberg 145 spricht von einem «geradezu brachialen Eingriff in eine gewachsene Wohnumgebung, welche das Ortsbild nachhaltig zerstört». Sie will das Projekt, das Reininghaus gegenüber dem Quartierverein als «hirnrissig» bezeichnet, mit allen Mitteln bekämpfen.
Doch diese Verschiebung scheint keine gute Idee zu sein, wie der geballte Widerstand verschiedener Anwohnergruppen zeigt. Hauptgrund: die geplante Doppelhaltestelle erfordert den Bau von zwei neuen Perrons, was auf der südlichen Bahnseite eine Verlegung des Agnes Robmann-Wegs direkt an die Grundstücksgrenze der Gehrenholz-Siedlung zur Folge hat und auf der nördlichen Seite die Enteignung eines ca. sechs Meter breiten Landstreifens, der die Cafeteria-Terrasse des Altersheims sowie den Sitzplatz eines neugebauten Mehrfamilienhauses an der Friesenbergstrasse 145 massiv tangiert. Das SZU-Projekt war vom 7. März bis 5. April 2022 ausgeschrieben. Bis zum Ablauf der Einsprachefrist sind beim federführenden Bundesamt für Verkehr (BAV) mindestens drei gewichtige Einsprachen von jeweils mehreren Betroffenen eingegangen.
Während sich die Eigentümergemeinschaft Gehrenholz relativ moderat gibt und neben der Prüfung der Strahlenemissionen Verbesserungen am Projekt – punkto Lärm, Erschütterung, Gestaltung, Behindertengerechtigkeit sowie ökologischen und Sicherheitsaspekten – verlangt, lehnen die «nördlichen Einsprecher» das SZU-Projekt rundweg ab. Konrad Reininghaus, Miteigentümer des Mehrfamilienhauses Friesenbergstrasse 145/Ecke Uetlibergbahn, ist ihr Hauptexponent. Er spricht von einer «idiotischen Aktion» und der Frechheit, «einen neuen Bahnhof mitten in ein Wohngebiet» zu platzieren. Nicht nur würden dafür mehrere hundert Quadratmeter Grünfläche beansprucht, die SZU hätte auch nie Hand geboten zur Evaluation einer Alternativlösung. Die 9 bis 12 Sekunden Zeitgewinn, die man durch diese Verlegung der Haltestelle gewinne, sei eine verhältnisblödsinnige Massnahme. Der Zugang sei überhaupt nicht behindertengerecht. Und schliesslich werde der Lebensraum für die schweizweit geschützte Zauneidechse zerstört. Die Miteigentümergemeinschaft Friesenberg 145 spricht von einem «geradezu brachialen Eingriff in eine gewachsene Wohnumgebung, welche das Ortsbild nachhaltig zerstört». Sie will das Projekt, das Reininghaus gegenüber dem Quartierverein als «hirnrissig» bezeichnet, mit allen Mitteln bekämpfen.
Ebenfalls überhaupt keine Freude am Projekt hat Hans Weghuber, Präsident des
Seniorama im Tiergarten: «Man will uns die Aussensitzplätze der Cafeteria wegnehmen, das ist relativ happig.» Dazu kämen Lärmemissionen, fehlender Sichtschutz, eine jahrelange
Belastung des Gartens durch die Baustelle sowie eine völlig ungelöste Situation mit dem neuen Fussgängerverkehr. Bei der SZU sei man offensichtlich davon ausgegangen, ein solches
Projekt sei völlig unproblematisch, da es ja um den öffentlichen Verkehr gehe. Doch das Gegenteil treffe zu: Das Bahnprojekt bringe für Anwohner enorme Belastungen. Auch das
Altersheim hat deshalb eine gut begründete Einsprache eingereicht. Weghuber: «Wir sind gespannt, wie die SZU mit unseren Einwänden umgeht. So wie geplant jedenfalls geht’s gar
nicht.»