Ist Ihnen auch schon aufgefallen, dass am Goldbrunnenplatz und an der Schmiede Wiedikon öffentliche Telefonkabinen
stehen? Stets sauber gereinigt, mit allem Zubehör – doch niemand benutzt sie. Zugegeben, etwas aus der Zeit gefallen im Zeitalter der Mobile Phones. Wer braucht heute noch eine
öffentliche Kabine um anzurufen?
Mit etwas Recherche ist das Rätsel rasch gelöst. Die von der Swisscom betriebenen Telefonautomaten gehören seit 2019 der Werbefirma APG. Diese betreibt die beiden Publifone
sowie sechs weitere im Kreis 3 als Standort für ihre Plakatwerbung. Die Telefone funktionieren tadellos. Wer will, kann im ganzen Schweizer Fest- und Mobilfunknetz herum
telefonieren, ausser zu kostenpflichtigen Businessnummern (Vorwahl 0848 oder 0900). Mit drei Klicks sind auch wichtige Notfallnummern und die Dargebotene Hand zu erreichen. Und –
Hammer – alle Anrufe sind gratis! Die Kosten übernimmt die APG.
Insgesamt 66 solch öffentliche Kabinen stehen in der Stadt Zürich verteilt. Auch in Basel (28), Biel (10) und Bern (3) sind APB-Gratistelefone verfügbar. Und das kam so. Im Herbst 2019 wurde in Baden die letzte eckige Swisscom-Zelle abmontiert. Erhalten blieben jedoch einige Dutzend gläserne Rundkabinen namens «Telecab 2000». «Gratis telefonieren – mit Aussicht», schrieb dazu ein Journalist des «Schweizer Monat». Die eleganten Glaszylinder werden zweimal wöchentlich gereinigt.
Insgesamt 66 solch öffentliche Kabinen stehen in der Stadt Zürich verteilt. Auch in Basel (28), Biel (10) und Bern (3) sind APB-Gratistelefone verfügbar. Und das kam so. Im Herbst 2019 wurde in Baden die letzte eckige Swisscom-Zelle abmontiert. Erhalten blieben jedoch einige Dutzend gläserne Rundkabinen namens «Telecab 2000». «Gratis telefonieren – mit Aussicht», schrieb dazu ein Journalist des «Schweizer Monat». Die eleganten Glaszylinder werden zweimal wöchentlich gereinigt.
Auf Anfrage schreibt die APG, dass ihre rund 100 Telefonkabinen «nun das Ende ihrer maximalen Betriebsdauer und
technischen Funktionalität erreichen». Defekte Standorte würden nicht mehr repariert. Mit anderen Worten: Die Tage (oder Monate) dieser Gratistelefon-Stationen sind gezählt.
Deshalb liefert der Quartierverein hier die Standorte der letzten acht öffentlichen Telefonautomaten in Wiedikon:
- Ecke Birmensdorferstrasse / Schaufelbergerstrasse (eine Tramstation vor dem Triemli)
- Goldbrunnenplatz zwischen Bus- und Tramhaltestelle
- Schmiede Wiedikon, Abzweigung Zurlindenstrasse von der Birmensdorferstrasse
- Seebahnstrasse 85, vis-à-vis Bahnhof Wiedikon
- Zypressenstrasse 9 / Aemtlerstrasse (Nähe Eingang Friedhof Sihlfeld)
- Manessestrasse 85 beim Manesseplatz
- Manessestrasse 207, Haltestelle 32er Bus vor Utobrücke
- Uetlibergstrasse 161, Haltestelle Laubegg von Tram 5
Einige weitere Telecabs stehen gleich an der Grenze zum Kreis 3: am Hubertus, am Albisriederplatz, an der
Kalkbreite/Badenerstrasse sowie an der Schimmelstrasse gegenüber dem Bahnhof Wiedikon. Als Zeugen eines untergehenden Kommunikationskörpers raten wir Ihnen, liebe Anwohnerinnen
und liebe Pendler: Nutzen Sie die Gelegenheit, «mit Aussicht» und kostenlos im Quartier zu telefonieren! Solange es die Kabinen noch gibt.
Das Museum für Kommunikation hat vor drei Jahren in einem historischen Streifzug Abschied genommen von den «Festnetz-Leitfossilien». Er beginnt zwischen 1880 und dem Ersten Weltkrieg, als private und geschäftliche Telefonanschlüsse aufkamen. Damals wurden öffentliche Sprechstationen – in Bahnhöfen, Tramhaltestellen, Zigarrenläden und Restaurants – für viele Menschen der einzige Zugang zum Telefon. Das Ortsgespräch wurde noch vom «Fräulein vom Amt» vermittelt. Um 1930 dann entstanden die ersten Kassierstationen mit Wählscheiben. Telefonzellen wurden in Litfasssäulen eingebaut. Ein Gespräch durfte jedoch höchstens drei Minuten dauern. Die Leute sprachen lautstark und deutlich in die Muschel, ging es doch um «Ferngespräche».
1959 schliesslich war die Automatisierung der Telefonzentralen schweizweit beendet. Die schweren dicken gelben Telefonbücher wurden diebstahlsicher zu einer Art Pult in den Kabinen montiert. Das Unternehmen hiess noch PTT (Post-Telefon-Telegraf) und warb um 1980 mit dem Klassiker «Sag’s doch schnell per Telefon». Auf ihrem Höhepunkt 1992 zählte die PTT rund 8'000 freistehende Kabinen. Der Niedergang der fast hundertjährigen Geschichte der Publifone setzte in den 1990er Jahren mit dem Aufkommen der Handys und Smartphones sowie der Digitalisierung ein. 2002 übertraf die Zahl der Mobilanschlüsse erstmals diejenige der Festnetzanschlüsse. Und heute? Gibt’s in der Schweiz grad noch 100 Kabinen. Farewell, Telecab . . .
Lesen Sie hier den historischen Rückblick von Juri Jaquemet, Kurator des Museums für Kommunikation in Bern.
Das Museum für Kommunikation hat vor drei Jahren in einem historischen Streifzug Abschied genommen von den «Festnetz-Leitfossilien». Er beginnt zwischen 1880 und dem Ersten Weltkrieg, als private und geschäftliche Telefonanschlüsse aufkamen. Damals wurden öffentliche Sprechstationen – in Bahnhöfen, Tramhaltestellen, Zigarrenläden und Restaurants – für viele Menschen der einzige Zugang zum Telefon. Das Ortsgespräch wurde noch vom «Fräulein vom Amt» vermittelt. Um 1930 dann entstanden die ersten Kassierstationen mit Wählscheiben. Telefonzellen wurden in Litfasssäulen eingebaut. Ein Gespräch durfte jedoch höchstens drei Minuten dauern. Die Leute sprachen lautstark und deutlich in die Muschel, ging es doch um «Ferngespräche».
1959 schliesslich war die Automatisierung der Telefonzentralen schweizweit beendet. Die schweren dicken gelben Telefonbücher wurden diebstahlsicher zu einer Art Pult in den Kabinen montiert. Das Unternehmen hiess noch PTT (Post-Telefon-Telegraf) und warb um 1980 mit dem Klassiker «Sag’s doch schnell per Telefon». Auf ihrem Höhepunkt 1992 zählte die PTT rund 8'000 freistehende Kabinen. Der Niedergang der fast hundertjährigen Geschichte der Publifone setzte in den 1990er Jahren mit dem Aufkommen der Handys und Smartphones sowie der Digitalisierung ein. 2002 übertraf die Zahl der Mobilanschlüsse erstmals diejenige der Festnetzanschlüsse. Und heute? Gibt’s in der Schweiz grad noch 100 Kabinen. Farewell, Telecab . . .
Lesen Sie hier den historischen Rückblick von Juri Jaquemet, Kurator des Museums für Kommunikation in Bern.