Im Kreis 3 leben viele Jüdinnen und Juden, eingewandert meist vor Jahrzehnten aus Osteuropa und anderen Gegenden der
Welt. Zwei Radiosendungen berichten über die Riten und Gebräuche dieser Religionsgemeinschaft sowie das Zusammenleben mit Andersgläubigen. Ein Miteinander oder Nebeneinander, das
in Wiedikon kaum zu Konflikten führt. Von den gut 50'000 Bewohnerinnen und Bewohnern des Quartiers zählen rund 2'000 Menschen zum Judentum, liberale und orthodoxe – letztere in
der Öffentlichkeit vor allem erkennbar an ihrer Kleidung.
Radioreporter Michael Brunner von SRF 1 hat sich unlängst auf die Spuren dieses jüdischen Lebens begeben. Seine Tour beginnt er an der Weststrasse bei der Synagoge Agudas Achim, wo er den jüdischen Historiker Ralph Weingarten trifft. Die knapp einstündige Sendung «Treffpunkt» ist professionell gemacht, mit viel Musik unterlegt und bietet einen exzellenten Einblick in die jüdische Welt in Wiedikon. Den Link zur Sendung finden Sie am Schluss dieses Textes.
Weingarten erzählt, dass die jüdische Einwanderung in die Schweiz ab 1880 begonnen habe, als Juden in vielen Ländern diskriminiert oder verfolgt wurden. In der Schweiz wurde die religiöse Gleichberechtigung 1862 eingeführt. Über 4'000 Juden liessen sich hier nieder, vor allem in den Zürcher Stadtquartieren Wiedikon (Kreis 3) und Enge (Kreis 2). Sehr schön beschrieben im Roman «Alles in allem» von Kurt Guggenheim. Liberale Juden (Reformjuden) haben sich eher angepasst und integriert. Andere, orthodoxe Juden, schickten ihre Kinder auf jüdische Schulen und führten ihre religiösen Eigenarten fort. Es gebe unterschiedliche Facetten, wie man lebe, sagt Weingarten. Aber auch er, der eher säkular lebt, liebt die jüdische Festkultur: Essen, Synagogenbesuch, familiäres Zusammensein.
Radioreporter Michael Brunner von SRF 1 hat sich unlängst auf die Spuren dieses jüdischen Lebens begeben. Seine Tour beginnt er an der Weststrasse bei der Synagoge Agudas Achim, wo er den jüdischen Historiker Ralph Weingarten trifft. Die knapp einstündige Sendung «Treffpunkt» ist professionell gemacht, mit viel Musik unterlegt und bietet einen exzellenten Einblick in die jüdische Welt in Wiedikon. Den Link zur Sendung finden Sie am Schluss dieses Textes.
Weingarten erzählt, dass die jüdische Einwanderung in die Schweiz ab 1880 begonnen habe, als Juden in vielen Ländern diskriminiert oder verfolgt wurden. In der Schweiz wurde die religiöse Gleichberechtigung 1862 eingeführt. Über 4'000 Juden liessen sich hier nieder, vor allem in den Zürcher Stadtquartieren Wiedikon (Kreis 3) und Enge (Kreis 2). Sehr schön beschrieben im Roman «Alles in allem» von Kurt Guggenheim. Liberale Juden (Reformjuden) haben sich eher angepasst und integriert. Andere, orthodoxe Juden, schickten ihre Kinder auf jüdische Schulen und führten ihre religiösen Eigenarten fort. Es gebe unterschiedliche Facetten, wie man lebe, sagt Weingarten. Aber auch er, der eher säkular lebt, liebt die jüdische Festkultur: Essen, Synagogenbesuch, familiäres Zusammensein.
Schräg gegenüber der Synagoge befindet sich das Einkaufszentrum «Koscher City». Dort arbeitet ein lebhafter junger Mann,
Filialleiter Ruvi Amiach (34), der äusserst beredt über den Supermarkt, sein Angebot und seine Kundschaft zu erzählen weiss. Von Brot,
Glacé, Wein, Gummibärchen bis zu Fleisch und Fertigpizzas gibt es hier fast alles zu kaufen.
Koscher City wird auch von nicht-jüdischen Konsumentinnen und Konsumenten rege besucht. Warum? Weil die dort angebotenen Waren von jüdischen Kontrolleuren auf korrekte Produktion nach den Regeln der chassidischen Tradition überprüft würden. Das Rabbinat habe teils Zugang zu Produktionsstäten von Fleisch, Schokolade, Getränken usw. Jüdische Läden gebe es auch in Genf, Basel und andern Orten, doch Koscher City sei der grösste in der Schweiz. «Und das Geschäft lohnt sich enorm», sagt Amiach.
Verkaufsschlager seien z.B. Bamba – Peanut Butter Puffs, auch Haribo-Gummibärli (ohne Schweinefleisch-Zusatz produziert) und vor allem Humus aus Israel. Dieser werde zu über 90% von nicht-jüdischer Bevölkerung konsumiert. Auf manchen Produkten ist ein Koscher-Stempel angebracht – so sei man sicher, dass die Waren korrekt hergestellt seien. Auf dieses Label würden sich auch Muslime und Christen verlassen können.
Koscher City wird auch von nicht-jüdischen Konsumentinnen und Konsumenten rege besucht. Warum? Weil die dort angebotenen Waren von jüdischen Kontrolleuren auf korrekte Produktion nach den Regeln der chassidischen Tradition überprüft würden. Das Rabbinat habe teils Zugang zu Produktionsstäten von Fleisch, Schokolade, Getränken usw. Jüdische Läden gebe es auch in Genf, Basel und andern Orten, doch Koscher City sei der grösste in der Schweiz. «Und das Geschäft lohnt sich enorm», sagt Amiach.
Verkaufsschlager seien z.B. Bamba – Peanut Butter Puffs, auch Haribo-Gummibärli (ohne Schweinefleisch-Zusatz produziert) und vor allem Humus aus Israel. Dieser werde zu über 90% von nicht-jüdischer Bevölkerung konsumiert. Auf manchen Produkten ist ein Koscher-Stempel angebracht – so sei man sicher, dass die Waren korrekt hergestellt seien. Auf dieses Label würden sich auch Muslime und Christen verlassen können.
Eine lebhafte Auskunftsperson ist auch Mirjam Treuhaft (77), Religionspädagogin
und orthodoxe Lehrerin, aber gewiss kein Kind von Traurigkeit, die der Reporter auf dem Aegerten-Spielplatz trifft. Hier spielen jüdische Kinder neben nicht-jüdischen Kindern,
beide Gruppen eher für sich. «Wir bilden eine Parallelgesellschaft, aber nicht negativ gemeint.» Man lebe nebeneinander, kenne sich, aber pflege die traditionellen Werte in der
eigenen Gemeinschaft. «Wir schliessen aber niemanden aus, auch nicht jene, die aussteigen.» Im beruflichen Bereich gebe es Kontakte mit Andersgläubigen, im Privatleben weniger.
Während des Schabbats seien weder Smartphones, Telefone noch Radio oder Fernsehen erlaubt – dann sei man wirklich «offline». Wer das könne, fühle sich aber wohl. Hier ist der rund einstündige Podcast vom 3. August 2023 hören.
In einem kurzen Radiobeitrag vom gleichen Tag ergänzt Journalistin Lisa Wickart den «Treffpunkt» durch Gespräche mit dem Orthodoxen Juden Jehuda Spielman (FDP-Gemeinderat), Quartiervereinspräsident Urs Rauber und Marcel Ebner, der Führungen im Weststrassen-Gebiet durchführt.
In einem kurzen Radiobeitrag vom gleichen Tag ergänzt Journalistin Lisa Wickart den «Treffpunkt» durch Gespräche mit dem Orthodoxen Juden Jehuda Spielman (FDP-Gemeinderat), Quartiervereinspräsident Urs Rauber und Marcel Ebner, der Führungen im Weststrassen-Gebiet durchführt.