Einen wunderschönen Text über ein Miniaturenkabinett nahe beim Idaplatz hat kurz vor
Silvester das Quartiernetz3 publiziert.
Wir veröffentlichen ihn mit freundlicher Genehmigung des Autors.
Es begann vor zwanzig Jahren, als Erika Ess ihre Mitbewohnerinnen und -bewohner in der Adventszeit im Treppenhaus als
Mäusefamilien porträtierte. Ein Jahr später entwickelte sie diese Idee mit ihrem Mann Peter in den Fenstern ihres Hochparterre-Eckateliers weiter. An einem Ort, wo sie seit
über fünfzig Jahren eingemietet sind. Warum überhaupt Mäuse? «Die Idee kam mir in der Ikea, wo es graue, braune und weisse Mäuse hatte. Das passte irgendwie», sagt Ess. Die
Ausstellungen, die jeweils während eines Jahres zu sehen sind, dienten zugleich als Filter, um den direkten Blick ins Atelierchaos abzufangen. So folgten ein Modeschau-Fenster, im
Coronajahr eines zum Thema Reisen, Miniatur-Konditoreien, Baustellen. Damit kennt sich der Architekt Peter Ess, ehemaliger
Direktor des Amtes für Hochbauten der Stadt Zürich, aus.
Durch die Jahre hindurch wurden die Fensterauslagen immer aufwendiger. Wie etwa das Projekt Knabenschiessen im vergangenen Jahr. Zusammen mit ihrem fotografierenden Mann baute die Werklehrerin Aussteller-Miniaturen nach. Vor dem Hintergrund von Fotografien der Traditions-Chilbi. Immer im Mäuse-Format. Zusammen wird jeweils akribisch an den Konstruktionen getüftelt. Dabei sind sich die Werklehrerin und der Architekt nicht immer auf Anhieb einig. Das Resultat ist jedoch bis in jedes Detail durchdacht und wirkt verblüffend echt. Wie genau die Ausstellung betrachtet wird, beweist der Kommentar eines Knaben, der sich in einer Fotografie wieder erkannte: «Das bin ich»!
Durch die Jahre hindurch wurden die Fensterauslagen immer aufwendiger. Wie etwa das Projekt Knabenschiessen im vergangenen Jahr. Zusammen mit ihrem fotografierenden Mann baute die Werklehrerin Aussteller-Miniaturen nach. Vor dem Hintergrund von Fotografien der Traditions-Chilbi. Immer im Mäuse-Format. Zusammen wird jeweils akribisch an den Konstruktionen getüftelt. Dabei sind sich die Werklehrerin und der Architekt nicht immer auf Anhieb einig. Das Resultat ist jedoch bis in jedes Detail durchdacht und wirkt verblüffend echt. Wie genau die Ausstellung betrachtet wird, beweist der Kommentar eines Knaben, der sich in einer Fotografie wieder erkannte: «Das bin ich»!
Das gespiegelte Quartier
Das Publikum im Spiegelbild. So wurde Anfang Jahr die Idee geboren, «unser Quartier im Spiegel» zu zeigen. Eine
Hommage an das Quartier, in dem das Paar seit über 53 Jahren wohnt. Es sind Orte rund um den Idaplatz, mal offensichtlich, mal versteckt. Auch die ominpräsenten Baustellen sind
liebevoll nachgebaut. Es war das bisher aufwendigste Jahresfenster, da sind sich beide einig. Anfang Jahr begann die Planung, von Mitte September bis Ende November erfolgte
die Umsetzung. Eröffnung war wie immer am 1. Advent-Sonntag Anfang Dezember.
Warum die Anziehungskraft dieser Installationen? Sie lehrten einen, in der schnelllebigen Zeit etwas zu verharren, zu studieren und zu beobachten, sagt Erika Ess. Kinder zählten etwa die farbigen Abbruch-Schüttbecher – es sind 32. Überhaupt übt die Ausstellung eine Faszination auf Kinder aus. «Viele kommen immer wieder, es ist wie beim Bilderbuch-Ansehen», sagt Peter Ess. Auch beim Veloprüfungs-Parcours muss der Polizist jeweils ein paar Minuten einräumen, damit sich die Viert-Klässlerinnen und -klässler an den Fenstern sattsehen können.
Warum die Anziehungskraft dieser Installationen? Sie lehrten einen, in der schnelllebigen Zeit etwas zu verharren, zu studieren und zu beobachten, sagt Erika Ess. Kinder zählten etwa die farbigen Abbruch-Schüttbecher – es sind 32. Überhaupt übt die Ausstellung eine Faszination auf Kinder aus. «Viele kommen immer wieder, es ist wie beim Bilderbuch-Ansehen», sagt Peter Ess. Auch beim Veloprüfungs-Parcours muss der Polizist jeweils ein paar Minuten einräumen, damit sich die Viert-Klässlerinnen und -klässler an den Fenstern sattsehen können.
Seit Corona auch mit Internet-Eintrag
Aber auch Erwachsene besuchen den Ort und sei es nur, um während Corona auf den Holzbänken der beiden gegenüberliegenden
Bars etwas zu trinken. Der Aufenthalt in den Innenräumen war bekanntlich verboten. Die beiden guten Seelen von der Gertrudstrasse brachten dann jeweils am
darauffolgenden Morgen die liegengelassenen Gläser zurück, nicht ohne ermahnendes Wort an die Beizer. Kein Wunder, dass die beiden auch schon die Aufmerksamkeit von
Filmschaffenden auf sich gezogen haben. Und wie ein Film kommt ihnen ihre Einrichtung manchmal auch vor.
«Amarcord!», ruft Peter Ess, in Anlehnung an den berühmten Fellini-Streifen (zu deutsch: Ich erinnere mich). So hätten sie auch schon Weihnachtskarten mit diesem Motto aus ihren Sujets an Freundinnen und Freunde verschickt. Aber auch etwa Fotos mit der inzwischen berühmten Kirschblüten-Allee. Und wie diese hat ihre Lokalität bereits einen Eingang in die globale Community gefunden, unter dem Namen HolidayWindow (Mouse World).
Und was passiert mit den kunstvollen Stücken, wenn es eine neue Ausstellung gibt? Wird es eine Auktion geben? Erika Ess verneint: «Nein, das wäre aus dem Zusammenhang gerissen». Das Quartierfenster ist ein Gesamtkunstwerk. Tröstlich, dass es noch eine Weile zu bewundern ist.
Text: Pete Mijnssen. Fotos: Peter Ess, Pete Mijnssen
«Amarcord!», ruft Peter Ess, in Anlehnung an den berühmten Fellini-Streifen (zu deutsch: Ich erinnere mich). So hätten sie auch schon Weihnachtskarten mit diesem Motto aus ihren Sujets an Freundinnen und Freunde verschickt. Aber auch etwa Fotos mit der inzwischen berühmten Kirschblüten-Allee. Und wie diese hat ihre Lokalität bereits einen Eingang in die globale Community gefunden, unter dem Namen HolidayWindow (Mouse World).
Und was passiert mit den kunstvollen Stücken, wenn es eine neue Ausstellung gibt? Wird es eine Auktion geben? Erika Ess verneint: «Nein, das wäre aus dem Zusammenhang gerissen». Das Quartierfenster ist ein Gesamtkunstwerk. Tröstlich, dass es noch eine Weile zu bewundern ist.
Text: Pete Mijnssen. Fotos: Peter Ess, Pete Mijnssen