Quartierverein Wiedikon

Davinci arbeitet im Operationssaal mit

Der Quartierverein Wiedikon besucht «sein» Stadtspital Triemli Der Quartierverein Wiedikon besucht «sein» Stadtspital Triemli
Das Interesse an der Besichtigung des Triemli-Spitals unter dem Motto «Blick hinter die Kulissen» war riesengross. Innert zwei Tagen nach Ausschreibung war der Anlass ausgebucht. 36 Personen war die von der Spitalleitung vorgegebene Maximalzahl. Am Tag selbst waren es mit ein paar Unangemeldeten sogar 51 Personen. Ok, geht auch noch, sagte Fiona Neri, Assistentin des Triemli-Direktors Marc Widmer. So begrüsste dieser am 4. Juli schliesslich eine stattliche Besucherschar des Quartiervereins im grossen Festsaal.

Das Spital Triemli (gegründet 1970) ist seit 2019 mit dem Spital Waid (gegründet 1953) zum Stadtspital Zürich zusammengeschlossen. Letzteres ist neben anderen Bereichen vor allem auf die Altersmedizin (Akutgeriatrie) und Rehabilitation spezialisiert. Im Triemli befindet sich neben Frauenklinik, Herzchirurgie und vielem anderem auch das grösste Notfallzentrum des Kantons Zürich. In drei Gruppen begaben sich Besucherinnen und Besucher schliesslich auf eine Tour ins Innere des hochmodernen Zentrumsspitals.

Die Führung durch die Küche übernahm Triemli-Küchenchef Olivier Kern persönlich. Er zeigte die Patisserieküche, die Hauptküche für Frühstück, Mittagessen und Sandwiches, die Küche für Diät und andere Spezialitäten mit dem modernen Bestellmonitor (Touchscreen) an der Wand – wie ein überdimensioniertes i-Pad. Interessanterweise liefert die Küche heute mehr Mahlzeiten für das öffentliche Personalrestaurant als an Spital-Patientinnen und -Patienten aus.
Küchenchef Olivier Kern erklärt allen drei Gruppen die Küche
Küchenchef Olivier Kern erklärt allen drei Gruppen die Küche
Neue Gruppe – andere Fragen
Neue Gruppe – andere Fragen
Auch Äpfel und Bananen werden einzeln gerüstet angeliefert
Auch Äpfel und Bananen werden einzeln gerüstet angeliefert
Gegen 65 Personen arbeiten hier und bereiten bis zu 2'000 Essen pro Tag vor. Während früher noch alles in der Küche selbst gerüstet und portioniert wurde, werde heute aus Gründen der Rationalisierung praktisch alles gerüstet und geschnitten eingekauft. In der Abwaschküche dann werden die Rückschubmengen sorgfältig gewogen, um die Portionen in Zukunft noch besser anzupassen.

Der interessanteste Teil war der Besuch eines der zehn Operationssäle im Behandlungstrakt. Dafür mussten sich Männer und Frauen erst in getrennten Räumen Operationskleider inklusive Schuhüberzieher und Mütze anziehen. So verlangen es die Hygienevorschriften. Der Chefarzt Urologie Prof. Dr. med. Michael Müntener erklärte, wie der Operationsroboter Davinci funktioniert. Eigentlich sei es kein Roboter, sondern ein hochspezialisiertes Operationsgerät, dessen Greifarme vom operierenden Arzt für Eingriffe z.B. in den Bauchraum, in den Nierenbereich oder ins Knie verwendet würden. Dies erfolgt von einer separaten Station aus, wo der Arzt am Bildschirm sitzt mit Blick auf das dreidimensionale Körperinnere in zehnfacher Vergrösserung. So kann etwa ein Schnitt äusserst präzise ausgeführt, etwas ausgekratzt oder wieder zugenäht werden, ohne dass der Körper für längere Zeit gespreizt und damit strapaziert werden muss.
Keine Ärztinnen und Pfleger, sondern Besuch vom Quartierverein
Keine Ärztinnen und Pfleger, sondern Besuch vom Quartierverein
Der Urologie-Chef Prof. Michael Müntener erklärt den Operationsroboter
Der Urologie-Chef Prof. Michael Müntener erklärt den Operationsroboter
Das Operationsbesteck erscheint zehnfach vergrössert und dreidimensional auf dem Computermonitor
Das Operationsbesteck erscheint zehnfach vergrössert und dreidimensional auf dem Computermonitor
In der Urologie – so Müntener – werden pro Jahr etwa 200 Operationen mit dem Davinci-Roboter durchgeführt, deutlich mehr aber ohne Maschine «per Hand» direkt am Patienten. Solche Geräte sind seit fast 20 Jahren im Einsatz. Der neueste kostete rund 2 Millionen Franken. Auf die Frage, wie viele solche Maschinen es in der Schweiz gebe, antwortete Müntener lakonisch:  «Viel zu viele». Ein Teil der Gesundheitskosten entsteht eben auch dadurch, dass jeder Kanton oder sogar jede Region versuche, für alle Spezialfälle ein medizinisches Zentrum aufzubauen. So sorgen Föderalismus und Kantönligeist nicht nur für eine hochwertige Gesundheitsversorgung, sondern auch für eine überdimensionierte teure Spitallandschaft.

Der dritte Besuch galt den Katakomben, wo das Abfall- und Transportsystem erklärt wurde. Im Unterschied zu Davinci sind hier tatsächlich vollautomatisierte kleine Transportroboter im Einsatz, die Material auf verschiedene Stationen bringen und von dort den Abfall ins Recycling zurückführen.
Unter den Greifarmen liegt im Ernstfall die Patientin oder der Patient
Unter den Greifarmen liegt im Ernstfall die Patientin oder der Patient
Ein Transportroboter in den Katakomben des Triemli
Ein Transportroboter in den Katakomben des Triemli
Den Abschluss bildete wie immer ein Apéro, der wegen der Überzahl der Besucherinnen und Besucher leider etwas spärlicher ausfiel als üblich. Trotz des kleinen Wermutstropfens für einige Teilnehmende der zuletzt eintreffenden Gruppe waren die meisten beeindruckt von der ausgefeilten Technik und Organisation, die im Hintergrund für das reibungslose Funktionieren dieses Krankenhauses – oder besser Gesundheitszentrums – sorgt. Ein Teilnehmer sprach am Schluss wohl manchen aus dem Herzen, als er sagte: «Bei der nächsten Finanzierungsvorlage werde ich ja stimmen!» Ein grosser Dank geht an Leonie Singer vom Quartierverein, die den tollen Event zusammen mit Andreas Wäfler organisiert und durchgeführt hat.

Fotos: Barbara Naef, Andreas Wäfler, Urs Rauber