Quartierverein Wiedikon

Wir halten den Aegerten Spielplatz sauber!

Das «Tagblatt der Stadt Zürich» hat die Initiative «als besonders engagierten Weg» gelobt und die Veranstaltung des Quartiervereins vom 29. August mit der Schlagzeile angekündigt: «Offensive gegen Müll – das Quartier Zürich-Wiedikon setzt auf Eigeninitiative». Lesen Sie hier den ganzen Artikel von Jan Strobel. Der Event für Sauberkeit und gegen Littering im Kreis 3 stiess auf grosses Interesse. Über 40 Personen fanden sich zur interessanten Präsentation im Gasthof Falken ein, darunter zwei Vertreter von Entsorgung + Recycling Zürich (ERZ).

Quartiervereinspräsident Urs Rauber eröffnete den Abend mit dem Kurzfilm des Quartiervereins Film «Drei Heldinnen im Quartier». Zwei der drei Heldinnen, die Litter-Pickerin Cornelia Palombo und die Platz-Verschönerin Susanna Jurt, waren anwesend und wurden für ihren Einsatz vom Publikum kräftig applaudiert. Im Unterschied dazu erlebte ein ERZ-Vertreter einen leichten Schreckmoment, als er feststellte, dass Cornelia Palombo die gleiche Person war, die die Stadtreinigung wiederholt auf vermüllte Rabatten, Strassenecken und weitere Stellen hingewiesen hatte. Mea culpa!
Gebannte Aufmerksamkeit im Falken-Saal bei der Littering-Veranstaltung
Gebannte Aufmerksamkeit im Falken-Saal bei der Littering-Veranstaltung
Niels Michel, Spezialist für Dialog und Präsenz ERZ, bei seinem Referat
Niels Michel, Spezialist für Dialog und Präsenz ERZ, bei seinem Referat
Niels Michel, Spezialist für Dialog und Präsenz bei ERZ, hielt ein interessantes Referat. Zwar war nicht jede präsentierte Folie verständlich – etwa die Tabelle zur Entwicklung der Sauberkeit (ohne Zeitangabe, unklare Bewertungskriterien). Anderes aber war sehr instruktiv. So zum Beispiel der Sauberkeitsindex Kreis 3 für den Sommer 2024 (Mai bis August). Er zeigt, an welchen Orten (Park, Plätze, Strasse, Unterführung, VBZ-Haltestellen) welche Verschmutzung anfällt: Laub, Blüten, Zigaretten, Kaugummi, wilde Plakate, Karton, Steine, Kies, Flaschen, Dosen, wilde Deponien, Sprayereien, Graffiti, Exkremente, Scherben, Spritzen. Besonders verschmutzt sind offensichtlich Unterführungen (Sprayereien, Karton) und – mit etwas Abstand – öffentliche Plätze sowie VBZ-Haltestellen (Papier, Karton, Flaschen, Dosen).
Unverständliche Grafik zur Entwicklung der Sauberkeit
Unverständliche Grafik zur Entwicklung der Sauberkeit
Aussagekräftiger Sauberkeitsindex für den Kreis 3 (Sommer 2024)
Aussagekräftiger Sauberkeitsindex für den Kreis 3 (Sommer 2024)

Quartierverein übernimmt Raumpatenschaft

Danach stellte QV-Vorstandsmitglied Maria Giannoccolo eine Raumpatenschaft vor, die sie in Zusammenarbeit mit ERZ ab September 2024 übernimmt. Der Quartierverein wählte dafür den Aegerten Spielplatz zwischen Zurlinden- und Aegerten-Strasse unmittelbar neben dem gleichnamigen Schulhaus und der Fussballwiese aus. Alle 14 Tage wird eine Gruppe aus dem Quartier diesen Raum von Unrat reinigen. ERZ stellt dafür Greifzangen, Abfallsäcke und Westen zur Verfügung. Inzwischen haben sich dafür rund ein Dutzend Personen gemeldet. Maria rechnet mit je einem etwa zweistündigen Einsatz von 4 bis 5 Personen am jeweiligen Samstag. Mehr dazu im Flyer am Ende des Artikels.

An der anschliessenden Podiumsdiskussion unter Leitung von Urs Rauber beteiligten sich zusätzlich Michael Ultsch, Leiter Stadtreinigung bei ERZ, und Cornelia Palombo. Auch das Publikum erhielt die Möglichkeit, Fragen zu stellen, Bemerkungen und Vorschläge einzubringen. Ein Arzt aus dem Quartier etwa fragte kritisch, ob sich ERZ überlege, an wen sie ihre Plakate adressiere. Die Botschaft «Illegal entsorgen ist unfair» würde doch niemanden beeindrucken, der einen Zigarettenstummel wegwerfe oder einen Kaugummi ausspucke.
Maria Giannoccolo stellt die Raumpatenschaft für den Aegerten Spielplatz vor
Maria Giannoccolo stellt die Raumpatenschaft für den Aegerten Spielplatz vor
Das Podium beantwortet zahlreiche Fragen, Vorschläge und Kritik
Das Podium beantwortet zahlreiche Fragen, Vorschläge und Kritik

Kritische Fragen an Stadtreinigung

Beeindruckt dieses Plakat Abfallsünder? Beeindruckt dieses Plakat Abfallsünder?
Bei der Beantwortung zeigten sich auch sonst interessante Nuancen. Auf die Frage an die beiden ERZ-Vertreter, wie sie die 2023 lancierte Kampagne «Züri trifft» mit jeweils drei Abfallkübeln an VBZ-Haltestellen beurteilen, holte Niels Michel zu uneingeschränktem Lob aus. Anders sein Vorgesetzter Michael Ultsch, der sich kritisch äusserte. Denn man habe die reale Auswirkung auf die Abfallreduktion gar nicht gemessen. Was den Moderator zur maliziösen Bemerkung veranlasste, er erlebe erstmals, dass zwei Vertreter derselben Verwaltungseinheit gegensätzliche Meinungen zu einem eigenen Projekt abgäben. «Aber ich finde es toll, weil es ehrlich ist.»

Liliane Waldner vom reformierten Kirchenkreis 3 stellte ihrerseits den Clean-Up-Day der Thomas- sowie der Friesenberg-Kirche vor, der ebenfalls am 14. September stattfindet. Als salomonische Lösung schlug sie vor, dass die Leute «oben» im Quartier sich im Friesenberg beteiligen, während jene «unten» bei der Patenschaft Aegerten mitmachen könnten.

An der Veranstaltung herrschte eine ausserordentlich gute Aufbruchstimmung. Was sich in der Meinung eines Anwesenden niederschlug, dass ERZ und Quartierverein keine Konkurrenten, sondern Kooperationspartner seien, die sich beim Thema gut ergänzen. Quartiervereinspräsident Rauber sprach von einem Paradigmenwechsel: Es sei nicht nur Aufgabe der Bevölkerung, ihre Verwaltung zu kritisieren, sondern auch selbst anzupacken, um in einem sauberen und schönen Stadtteil zu leben. In Abwandlung des Slogans von US-Präsident John F. Kennedy: Frage nicht, was deine Stadt für dich tun kann – Frage, was Du für deine Stadt tun kannst.

Zur guten Stimmung trug auch der reichhaltige Apéro bei, der am Schluss vom Quartierverein allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern offeriert worden war. Mehr zur Raumpatenschaft siehe Flyer.
Flyer Raumpatenschaft – bitte Telefonnummer und Anrufzeiten beachten
Flyer Raumpatenschaft – bitte Telefonnummer und Anrufzeiten beachten
Flyer Raumpatenschaft – bitte Telefonnummer und Anrufzeiten beachten