Quartierverein Wiedikon

Nachruf auf den Guerillagärtner

Malven am Limmatquai von Guerillagärtner Maurice Maggi
Der Mann war stadtbekannt. Gewirkt hat er überall, nachhaltig auch in Wiedikon. Maurice Maggi galt als «Urban Gardener», «Blumenrebell» oder «Guerillagärtner». Sich selbst bezeichnete er einfach als Gärtner & Koch. In linksgrünen Kreisen der Stadt Zürich wurde er geliebt und bewundert.

Maggi wurde 1955 in Zürich Enge geboren. «Mit fünf Geschwistern und einem Halbbruder in einer schwarz-katholischen Familie im zwinglianischen Zürich aufgewachsen, wurde ich früh mit der Abnormität konfrontiert.» So schrieb er auf seiner Website, die noch heute – ein Vierteljahr nach seinem Tod – abrufbar ist (www.maurice-maggi.ch). Seine Stationen waren: Internatsschüler – Chemielaborant – Landschaftsgärtner – Weinbauer – Imker – Weltreisender – Hippie – Anarchist und Hausbesetzer.
Landschafsgärtner Maurice Maggi in frühen Jahren
Landschafsgärtner Maurice Maggi in frühen Jahren
Kochen für Karls kühne Gassenschau
Kochen für Karls kühne Gassenschau
1984 begann er in Zürich seine Blumengraffitis zu kreieren, indem er Malven um die Strassenbäume säte. Schnell habe er sich als schlaksiger bleicher Kerl einen durchtrainierten Body und gebräunte Haut erworben. So war er dann oft nachts «als wilder unerschrockener Haudegen» (Eigenbezeichnung) unterwegs.

1993 wechselte Maggi vom Garten in die Küche. Kochte unter anderem im Café Boy an der Sihlfeldstrasse und im Exer. Zusammen mit der Architektin Andrea Rummel entwarf er das Konzept für die Lilly-Restaurants (unter anderem auch in Wiedikon, vis-à-vis vom Lochergut). Der Passionierte stand im Tre Fratelli, im Primitivo und im Riff Raff in der Küche und kochte für Karls kühne Gassenschau. Während seiner Zeit in New York 1998 bis 2002 war Maurice Küchenchef in verschiedenen Bars und Restaurants. 2014 gab er sein erstes Kochbuch «Essbare Stadt» im AT Verlag heraus. Andere folgten später, etwa über seine Liebe zu Suppen.
Nachts unterwegs in Zürich
Nachts unterwegs in Zürich
Maggis Malven an der Bertastrasse (Foto Pete Mijnssen)
Maggis Malven an der Bertastrasse (Foto Pete Mijnssen)
2009 produzierte Roland Achini den Dokumentarfilm «Floraler Anarchist» über Maurice Maggi. Der Diabetiker litt an einer unheilbaren Autoimmunkrankheit und starb 69-jährig im September 2024 im Zürcher Lighthouse.

Das Quartiernetz3 veröffentlichte Ende 2024 einen Nachruf von Pete Mijnssen auf ihn: «Der Guerrillagärtner ist tot».