Weibliche Strassennamen in Wiedikon (1)
«Am 14. Januar 2020 gelangte die Leiterin der Fachstelle für Gleichstellung der Stadt Zürich an die Strassenbenennungskommission mit einem Vorschlag, wie bereits bestehende
Strassen ohne Umbenennung neu weiblichen Persönlichkeiten gewidmet werden könnten.» So schrieb Stadträtin Karin Rykart unlängst dem Quartierverein. Für den Kreis 3 wurden acht
Strassen genannt, an denen Zusatztafeln für weibliche historische Persönlichkeiten angebracht werden sollen: Bertastasse, Elsastrasse, Erikastrasse, Gertrudstrasse, Margaretenweg,
Hedwigsteig, Olgastrasse und Ottilienstrasse.
Der Vorstand des Quartiervereins befasste sich im Herbst mit dem Anliegen und anwortete der Stadträtin: «Grundsätzlich steht der Quartierverein Wiedikon dem Anliegen, die Sichtbarkeit weiblicher Persönlichkeiten im Kreis 3 zu erhöhen, positiv gegenüber.» Doch gehören Elsastrasse (Kreis 4), Hedwigsteig (Kreis 7) und Olgastrasse (Kreis 1) gar nicht zu Wiedikon, klärten wir die oberste Polizeichefin der Stadt Zürich auf. Zudem machten wir darauf aufmerksam, dass die Ottilienstrasse bereits nach der Schriftstellerin Ottilie Wildermuth (1817-1877) benannt ist, eine Umwidmung also keinen Sinn ergebe. Dass die Strassenbenennungskommission dies offenbar nicht wusste, hat uns belustigt.
Doch Spass beiseite, die Idee finden wir unterstützenswert. Wegen der «Schrumpfung» um Ottilie schlug Stadträtin Rykart zusätzlich die Aufnahme der Martastrasse ins Arsenal der weiblichen Krönungen vor. Auch gut. Die fünf Strassenpatroninnen haben zwar keinen etymologischen, geografischen oder historischen Bezug zur betreffenden Strasse oder zum Kreis 3. Doch alle haben einen Bezug zu Zürich und sich für die Allgemeinheit verdient gemacht, argumentiert die Stadträtin. Das überzeugt uns, denn in Wiedikon möchten wir nicht nur Lokalpatrioten (ver)ehren, sondern auch wichtige städtische Persönlichkeiten.
So können wir denn heute – bevor die erste Zusatztafel steht – eine neue Geschichte zur Bertastrasse erzählen, die von der Badenerstrasse über exakt 99 Hausnummern bis zur Gutstrasse führt. Berta Rahm (1910-1998) studierte ab 1929 als eine der ersten Frauen Architektur an der ETH Zürich. Sie liess sich im heimischen Hallau (SH) nieder, orientierte sich unter anderem am nordischen Baustil und war fasziniert vom emanzipierten Leben der Frauen in Skandinavien. Darüber schrieb sie das Buch «Reise nach Skandinavien und Finnland», das 1942 bei der Büchergilde Gutenberg erschien. Als Pionierin tat sich Rahm allerdings schwer in der von Männern dominierten Branche, so wurde sie von Behörden als Architektin für öffentliche Bauten immer wieder ausgeschlossen. Die Ablehnung eines Baugesuchs zog sie bis ans Bundesgericht weiter. Die Klage wurde abgewiesen, obschon die Ungleichbehandlung anerkannt wurde.
Der Vorstand des Quartiervereins befasste sich im Herbst mit dem Anliegen und anwortete der Stadträtin: «Grundsätzlich steht der Quartierverein Wiedikon dem Anliegen, die Sichtbarkeit weiblicher Persönlichkeiten im Kreis 3 zu erhöhen, positiv gegenüber.» Doch gehören Elsastrasse (Kreis 4), Hedwigsteig (Kreis 7) und Olgastrasse (Kreis 1) gar nicht zu Wiedikon, klärten wir die oberste Polizeichefin der Stadt Zürich auf. Zudem machten wir darauf aufmerksam, dass die Ottilienstrasse bereits nach der Schriftstellerin Ottilie Wildermuth (1817-1877) benannt ist, eine Umwidmung also keinen Sinn ergebe. Dass die Strassenbenennungskommission dies offenbar nicht wusste, hat uns belustigt.
Doch Spass beiseite, die Idee finden wir unterstützenswert. Wegen der «Schrumpfung» um Ottilie schlug Stadträtin Rykart zusätzlich die Aufnahme der Martastrasse ins Arsenal der weiblichen Krönungen vor. Auch gut. Die fünf Strassenpatroninnen haben zwar keinen etymologischen, geografischen oder historischen Bezug zur betreffenden Strasse oder zum Kreis 3. Doch alle haben einen Bezug zu Zürich und sich für die Allgemeinheit verdient gemacht, argumentiert die Stadträtin. Das überzeugt uns, denn in Wiedikon möchten wir nicht nur Lokalpatrioten (ver)ehren, sondern auch wichtige städtische Persönlichkeiten.
So können wir denn heute – bevor die erste Zusatztafel steht – eine neue Geschichte zur Bertastrasse erzählen, die von der Badenerstrasse über exakt 99 Hausnummern bis zur Gutstrasse führt. Berta Rahm (1910-1998) studierte ab 1929 als eine der ersten Frauen Architektur an der ETH Zürich. Sie liess sich im heimischen Hallau (SH) nieder, orientierte sich unter anderem am nordischen Baustil und war fasziniert vom emanzipierten Leben der Frauen in Skandinavien. Darüber schrieb sie das Buch «Reise nach Skandinavien und Finnland», das 1942 bei der Büchergilde Gutenberg erschien. Als Pionierin tat sich Rahm allerdings schwer in der von Männern dominierten Branche, so wurde sie von Behörden als Architektin für öffentliche Bauten immer wieder ausgeschlossen. Die Ablehnung eines Baugesuchs zog sie bis ans Bundesgericht weiter. Die Klage wurde abgewiesen, obschon die Ungleichbehandlung anerkannt wurde.
Berta Rahm zog von Schaffhausen nach Zürich und konnte 1958 unter Verantwortung der Architektin Annemarie
Hubacher-Constam einen Anbau für den Saffa-Pavillon realisieren. Zermürbt durch Rückschläge beendete sie jedoch 1966 ihre Architektinnenlaufbahn und gründete den auf feministische
Literatur spezialisierten ALA Verlag. Dieser gab Werke von Hedwig Dohm und Mary Wollstonecraft heraus.
Die neue biografische Tafel zur Bertastrasse dürfte frühestens im ersten Halbjahr 2021 angebracht werden. Wir freuen uns darüber, dass die Strasse im Sihfeld jetzt eine verdiente «Patin» erhält – eine, auf die auch Wiedikon zu Lebzeiten stolz gewesen wäre.
Lesen Sie hier die Medienmitteilung des Stadtrates zu den neuen Strassentafeln.
Nächste Folge am 30. Dezember auf unserer Website: Erika- und Gertrudstrasse haben jetzt eine Gotte (2).
Die neue biografische Tafel zur Bertastrasse dürfte frühestens im ersten Halbjahr 2021 angebracht werden. Wir freuen uns darüber, dass die Strasse im Sihfeld jetzt eine verdiente «Patin» erhält – eine, auf die auch Wiedikon zu Lebzeiten stolz gewesen wäre.
Lesen Sie hier die Medienmitteilung des Stadtrates zu den neuen Strassentafeln.
Nächste Folge am 30. Dezember auf unserer Website: Erika- und Gertrudstrasse haben jetzt eine Gotte (2).