«So schnell kommt der Friedhof Sihlfeld nicht zur Ruhe.» Das hatte der Quartierverein vor einem halben Jahr auf seiner
Website prophezeit, nachdem der Friedhof durch einen Bericht in der SRF-«Rundschau» und in verschiedenen Printmedien zum nationalen Thema geworden war (Friedhof Sihlfeld wird zum nationalen Gesprächsstoff). Nach einer – trügerischen – Ruhepause im Sommer 2021 kommt nun wieder Bewegung
ins Thema. Ende Oktober reichten die beiden Kreis 3-Gemeinderäte Mélissa Dufournet und Flurin
Capaul (beide FDP) ein Postulat im Zürcher Parlament ein.
Mélissa Dufournet und
Flurin Capaul (beide FDP 3) haben im Gemeinderat ein neues Postulat zum Friedhof Sihlfeld eingereicht
Dieses fordert den Stadtrat auf, Lösungen zu erarbeiten, «um eine Trennung der unterschiedlichen Nutzungen auf dem Friedhof Sihlfeld konfliktfrei zu ermöglichen.» Gegenüber
einer allfälligen Umzonung eines Teils des Friedhofs geben sich die Initiantin und der Initiant offen: «Eine klare Abgrenzung zwischen den zwei Bereichen, d.h. der Friedhofsfläche
und einem öffentlichen Park, die jeweils einem anderen Zweck dienen, könnte eine Lösung sein.» Allerdings seien die rechtlichen Hürden hoch: So bedürfe eine Zweckänderung der
Anpassung des Schutzvertrages sowie einer Änderung der geltenden Zonenordnung. Problematisch sei in diesem Zusammenhang auch die Abstimmung vom 26. November über den kommunalen
Richtplan (SLÖBA), der den Friedhof Sihlfeld zu einem Freiraum mit «besonderer Erholungsfunktion» klassifiziert. Der Stadtrat, wünscht sich Mélissa Dufournet, «soll endlich die
Lösung dieser rechtlich heiklen Probleme in Angriff nehmen». Letzte Woche, am 3. November, nahm der Stadtrat das Postulat entgegen.
Der Kantonalzürcher (ZVH) und der Stadtzürcher Heimatschutz (SZH) begrüssen diesen parlamentarischen Vorstoss. SZH-Präsidentin Evelyne Noth erklärt gegenüber dem Quartierverein Wiedikon: «Wir unterstützen das Postulat Dufournet/Capaul vollumfänglich.» Schon im Mai 2021 hatten ZVH und SZH in einer gemeinsamen Medienmitteilung geschrieben: «Aus unserer Sicht sind die beabsichtigten Veranstaltungen der Stadt auf dem Friedhof Sihlfeld (wie insbesondere Nachtlesungen, Velowege durch den Friedhof, Mitternachtsführungen mit Taschenlampe etc.) eine übermässige und unzulässige Beeinträchtigung des kantonalen Schutzobjektes.» Zu prüfen seien «Sofortmassnahmen wie die Wiedereinführung der nächtlichen Schliessung (…) sowie die Durchsetzung von Verboten.» Auf die Frage, ob der Heimatschutz weitere Schritte unternehme, sagt Evelyne Noth: «Wir haben uns bereits im Mai schriftlich an Stadtrat André Odermatt, Vorsteher des Hochbaudepartements der Stadt Zürich, gewandt. Leider aber ist unser Anliegen abschlägig beantwortet worden.»
Kritisch blickt der Heimatschutz auch auf die kommende Richtplan-Abstimmung vom 26. November. Denn der Richtplan will wegen der geplanten Verdichtung Friedhöfe den Freiräumen mit «besonderer Erholungsfunktion» zuordnen, die auch Sport- und Spielplätze ermöglichen. Verletzt eine Annahme des SLÖBA also die kantonale Natur- und Heimatschutzverordnung? Und wenn ja, wie reagieren die Heimatschutzverbände darauf? Dazu möchte sich SZH-Präsidentin Noth heute nicht äussern. Immerhin empfiehlt der Heimatschutz ein klares Nein zum kommunalen Richtplan (Medienmitteilung).
Der Kantonalzürcher (ZVH) und der Stadtzürcher Heimatschutz (SZH) begrüssen diesen parlamentarischen Vorstoss. SZH-Präsidentin Evelyne Noth erklärt gegenüber dem Quartierverein Wiedikon: «Wir unterstützen das Postulat Dufournet/Capaul vollumfänglich.» Schon im Mai 2021 hatten ZVH und SZH in einer gemeinsamen Medienmitteilung geschrieben: «Aus unserer Sicht sind die beabsichtigten Veranstaltungen der Stadt auf dem Friedhof Sihlfeld (wie insbesondere Nachtlesungen, Velowege durch den Friedhof, Mitternachtsführungen mit Taschenlampe etc.) eine übermässige und unzulässige Beeinträchtigung des kantonalen Schutzobjektes.» Zu prüfen seien «Sofortmassnahmen wie die Wiedereinführung der nächtlichen Schliessung (…) sowie die Durchsetzung von Verboten.» Auf die Frage, ob der Heimatschutz weitere Schritte unternehme, sagt Evelyne Noth: «Wir haben uns bereits im Mai schriftlich an Stadtrat André Odermatt, Vorsteher des Hochbaudepartements der Stadt Zürich, gewandt. Leider aber ist unser Anliegen abschlägig beantwortet worden.»
Kritisch blickt der Heimatschutz auch auf die kommende Richtplan-Abstimmung vom 26. November. Denn der Richtplan will wegen der geplanten Verdichtung Friedhöfe den Freiräumen mit «besonderer Erholungsfunktion» zuordnen, die auch Sport- und Spielplätze ermöglichen. Verletzt eine Annahme des SLÖBA also die kantonale Natur- und Heimatschutzverordnung? Und wenn ja, wie reagieren die Heimatschutzverbände darauf? Dazu möchte sich SZH-Präsidentin Noth heute nicht äussern. Immerhin empfiehlt der Heimatschutz ein klares Nein zum kommunalen Richtplan (Medienmitteilung).
Markus Baumann ist Anwohner in unmittelbarer Friedhofsnähe. Er beobachtet seit
langem die hohe Nutzungsdichte unterschiedlicher Art des Friedhofs. Als GLP-Gemeinderat aus dem Kreis 9 begrüsst er den politischen Vorstoss von Dufournet/Capaul als zielführend,
weil er «den Stadtrat auffordert zu prüfen, wie die unterschiedlichen Nutzungsinteressen der Grünanlage im Einklang mit der Friedhofsruhe genutzt werden kann». Ähnlich sieht es
sein Fraktionskollege aus dem Kreis 3, Gemeinderat Beat Oberholzer (GLP). Oberholzer unterstützt das Bestreben, eine rechtliche
Auslegeordnung zu machen und zu prüfen, ob ein Teil des Sihlfeld-Friedhofs als Erholungsfläche ausgesondert werden könne. «Gleichzeitig finde ich es schade, wenn gerade dieser
wunderschöne grosse Friedhof verkleinert wird und ihm so der Charakter eines Zentralfriedhofs genommen wird.»
Gemeinderat Urs Riklin (Grüne Partei), der lange an der Aemtlerstrasse gewohnt
hat, sagt, dass die Meinungsbildung in seiner Fraktion noch im Gange sei. Persönlich finde er, dass im grössten Grüngebiet der Stadt verschiedene Nutzungen möglich sein sollten.
Auf dem brach liegenden Teil sei eine Nutzung als Erholungsraum für die Quartierbevölkerung wünschenswert. Solange der Park mit «angemessenem Verhalten» und ohne störenden Lärm
oder Littering genutzt werde, sei dort auch «essen und trinken» möglich. Eine zeitliche Einschränkung (nächtliche Schliessung) lehnt er vorerst ab, einer Auszonung eines
Friedhofsteils steht er skeptisch gegenüber. Ob er das Postulat unterstützen werde, hänge davon ab, was die Initianten mit einer Auszonung erreichen wollten.
Die SP-Fraktion will sich gemäss Gemeinderätin Barbara Wiesmann erst diese Woche entscheiden. Ihr Kollege Gemeinderat Niyazi Erdem (SP), der auch Vorstandsmitglied des Quartiervereins ist, lässt aber durchblicken, dass er sich vorstellen könne, das Postulat selbst dann zu unterstützen, wenn seine Fraktion nein sage.
Die SVP schliesslich hat das Postulat Dufournet/Capaul noch nicht diskutiert. Auf Anfrage teilt jedoch Gemeinderätin Susanne Brunner (SVP) die Zielsetzung des Vorstosses. «Auch die SVP will, dass die Missstände auf dem Friedhof Sihlfeld endlich behoben werden. So wie die Zustände heute sind, darf es nicht weitergehen.»
Angesichts der unterschiedlichen, aber insgesamt differenziert positiven Stellungnahmen hofft der Quartierverein, dass dem Vorstoss Erfolg beschieden sei. QV-Präsident Urs Rauber: «So käme der Friedhof Sihlfeld wieder zur Ruhe. Es wäre ein Gewinn für ganz Wiedikon.»
Die SP-Fraktion will sich gemäss Gemeinderätin Barbara Wiesmann erst diese Woche entscheiden. Ihr Kollege Gemeinderat Niyazi Erdem (SP), der auch Vorstandsmitglied des Quartiervereins ist, lässt aber durchblicken, dass er sich vorstellen könne, das Postulat selbst dann zu unterstützen, wenn seine Fraktion nein sage.
Die SVP schliesslich hat das Postulat Dufournet/Capaul noch nicht diskutiert. Auf Anfrage teilt jedoch Gemeinderätin Susanne Brunner (SVP) die Zielsetzung des Vorstosses. «Auch die SVP will, dass die Missstände auf dem Friedhof Sihlfeld endlich behoben werden. So wie die Zustände heute sind, darf es nicht weitergehen.»
Angesichts der unterschiedlichen, aber insgesamt differenziert positiven Stellungnahmen hofft der Quartierverein, dass dem Vorstoss Erfolg beschieden sei. QV-Präsident Urs Rauber: «So käme der Friedhof Sihlfeld wieder zur Ruhe. Es wäre ein Gewinn für ganz Wiedikon.»