Es kommt selten vor, dass ein Wiediker Thema schweizweit zu reden gibt. Seit einigen Wochen ist das beim Friedhof
Sihlfeld der Fall. Vor einem Jahr hat der Quartierverein erstmals die Unruhe öffentlich gemacht, die sich unter Anwohnern und Trauernden seit längerem verbreitet hat. Die beiden
Artikel sind auf der Website des Quartiervereins zu finden: «Neuer Unruheherd Aemtleranlage» (7.5.2020) und «Bewegung rund um den 'Hotspot' Aemtleranlage» (25.6.2020). Dabei geht es um zwei unterschiedliche, jedoch das Quartier stark
beschäftigende Probleme: Lärm, Gewaltexzesse, Littering rund um das Aemtlerschulhaus sowie gestörte Totenruhe auf dem Friedhof Sihlfeld.
Am 27. Mai 2020 reichten die beiden FDP-Gemeinderäte Raphaël Tschanz und Mélissa Dufournet
eine Reihe von Fragen an den Stadtrat ein. Parallel dazu startete ihre Partei eine Petition «Für einen sicheren Kreis 3» mit den Hauptforderungen: temporäre nächtliche Schliessung
des Friedhofs, konsequente Wegweisungen bei Nachtruhestörungen und griffige Massnahmen gegen Littering. Diese wurde im November 2020 mit gut 360 Unterschriften eingereicht.
(«Petition für einen sicheren Kreis 3 eingereicht»)
Am 19. August 2020 beantwortete der Stadtrat diese Fragen: Wegen des Rückgangs der Grabstätten würde der Friedhof vermehrt als Park genutzt, wobei es zu «punktuellen Konlikten» komme. Jedoch seien Massnahmen dagegen ergriffen worden: neue Signaletik, vermehrte Kontrollen, ein 24/7-Monitoring durch die Securitas usw. Im Oktober wurde der Monitoring-Bericht auf Bitte des Quartiervereins zur Publikation freigegeben. Er bestätigte im wesentlichen die Befürchtungen aus dem Quartier: Drogendeal, nächtliche Cruising-Szene, Velofahrten, Jogging, Picknicken, Partys auf dem Friedhof usw. Mehr dazu unter «Monitoring bestätigt 'störende Phänomene' auf dem Friedhof Sihlfeld» (11.11.2020).
Am 19. August 2020 beantwortete der Stadtrat diese Fragen: Wegen des Rückgangs der Grabstätten würde der Friedhof vermehrt als Park genutzt, wobei es zu «punktuellen Konlikten» komme. Jedoch seien Massnahmen dagegen ergriffen worden: neue Signaletik, vermehrte Kontrollen, ein 24/7-Monitoring durch die Securitas usw. Im Oktober wurde der Monitoring-Bericht auf Bitte des Quartiervereins zur Publikation freigegeben. Er bestätigte im wesentlichen die Befürchtungen aus dem Quartier: Drogendeal, nächtliche Cruising-Szene, Velofahrten, Jogging, Picknicken, Partys auf dem Friedhof usw. Mehr dazu unter «Monitoring bestätigt 'störende Phänomene' auf dem Friedhof Sihlfeld» (11.11.2020).
Das «Tagblatt der Stadt Zürich» berichtete wiederholt über die «Unruhe» auf dem Friedhof. Dutzende von Personen meldeten sich in einem eigentlichen Sturm der Empörung beim
Quartierverein und in den Medien. Auszüge daraus hat der Quartierverein an die Delegierte für Quartiersicherheit im Sicherheitsdepartement sowie an Stadtpräsidentin Corine Mauch
geschickt: «Fünfzig Stimmen aus dem Quartier zum Friedhof Sihlfeld (April 2020 – Mai
2021)». Die Angeschriebenen haben darauf nicht reagiert. In der Zwischenzeit fanden vier Sitzungen des Runden Tischs im kleinen und grösseren Rahmen zwischen
Stadtverwaltung und Quartierbevölkerung statt.
Am 4. November 2020 hat alt Bundesrichterin Brigitte Pfiffner (Mitglied der Grünen Partei) an einem dieser Treffen ein Memorandum vorgelegt, das die jetzigen Aktivitäten auf dem Friedhof als verfassungswidrig bezeichnete: Verstoss gegen Artikel 7 BV (Schutz der Menschenwürde, der Toten und ihrer Angehörigen) sowie 10 BV (Persönlichkeitsschutz). Das Memorandum finden Sie hier. Auch darauf ist keine Reaktion der Stadtpräsidentin und des Sicherheitsdepartments erfolgt. In einem NZZ-Artikel vom 27. März 2021 wurde die Position von alt Bundesrichterin Pfiffner erstmals schweizweit bekannt. In der Folge griff die «Rundschau» von Fernsehen SRF das Thema in einem stark beachteten Beitrag am 12. Mai 2021 auf («Wenn ein Friedhof zum Eventpark wird»). Weitere Lokalmedien wie «Tele Züri», «Tagblatt», «Zürcher Oberländer» und «Tagesanzeiger» zogen nach.
Am 4. November 2020 hat alt Bundesrichterin Brigitte Pfiffner (Mitglied der Grünen Partei) an einem dieser Treffen ein Memorandum vorgelegt, das die jetzigen Aktivitäten auf dem Friedhof als verfassungswidrig bezeichnete: Verstoss gegen Artikel 7 BV (Schutz der Menschenwürde, der Toten und ihrer Angehörigen) sowie 10 BV (Persönlichkeitsschutz). Das Memorandum finden Sie hier. Auch darauf ist keine Reaktion der Stadtpräsidentin und des Sicherheitsdepartments erfolgt. In einem NZZ-Artikel vom 27. März 2021 wurde die Position von alt Bundesrichterin Pfiffner erstmals schweizweit bekannt. In der Folge griff die «Rundschau» von Fernsehen SRF das Thema in einem stark beachteten Beitrag am 12. Mai 2021 auf («Wenn ein Friedhof zum Eventpark wird»). Weitere Lokalmedien wie «Tele Züri», «Tagblatt», «Zürcher Oberländer» und «Tagesanzeiger» zogen nach.
Am 20. Mai 2021 führte der Quartierverein ein Podium «Soll der Friedhof Sihlfeld zum Rummelplatz werden?» durch – aus Corona-Gründen nur digital. Unter Leitung von
NZZ-Lokalressortchef Daniel Fritzsche diskutierten Stadtpräsidentin Corine Mauch, alt Bundesrichterin Brigitte Pfiffner und die Stadtführerin Barbara Hutzl-Ronge anderthalb Stunden über diese Fragen. Leider kam es
kaum zu einer Annäherung der Standpunkte. Die Stadtpräsidentin wiederholte die Ausführungen des Stadtrats vom August 2020: Es gebe einen Kulturwandel und verschiedene
Nutzergruppen auf dem Friedhof. Man habe neue Massnahmen getroffen, um Missbräuche zu verhindern, doch eine abendliche Schliessung des Friedhofs lehnte sie ab. Brigitte Pfiffner
und Barbara Hutzl-Ronge übten deutliche Kritik an der «Schönfärberei» der Stadtverwaltung und am fehlenden Willen des Stadtrats, die missbräuchliche Nutzung des Friedhofs zu
unterbinden. Das YouTube-Gespräch stiess auf grosses Interesse. Es wurde von gegen 300 Personen live oder zeitversetzt angeschaut – weit mehr, als eine Live-Veranstaltung hätten
besuchen können. Das ganze YouTube Video sehen Sie hier.
Am Rande des QV-Podiums tauchte die Frage auf, ob der Quartierverein zu «einseitig» nur die Anliegen der Grabmieter und Angehörigen von Verstorbenen vertrete, während die Sicht von «weltoffenen, toleranten Friedhofnutzer*innen», die dort Erholung suchen, zu wenig zur Geltung käme. Dazu Urs Rauber, Präsident des Quartiervereins: «Über 90 Prozent der Zuschriften an den Quartierverein äusserten sich kritisch bis sehr kritisch über die Zustände auf dem Friedhof. Wir vertreten also keine einseitige, sondern eine repräsentative Haltung. Darüber hinaus liegt aber eine Verwechslung vor: Ein Friedhof hat in unserer Kultur nur einen Zweck – jenen der Totenruhe und der Pietät gegenüber Trauernden. Anderseits sind wir durchaus für Grünraum zu haben, wo solche Aktivitäten möglich sind. Nur ist dann ein Teil des Friedhofs in einem öffentlichen Verfahren in einen normalen Erholungspark umzuwandeln. Diesen Vorschlag haben wir der Stadt schon 2020 unterbreitet.»
Am Rande des QV-Podiums tauchte die Frage auf, ob der Quartierverein zu «einseitig» nur die Anliegen der Grabmieter und Angehörigen von Verstorbenen vertrete, während die Sicht von «weltoffenen, toleranten Friedhofnutzer*innen», die dort Erholung suchen, zu wenig zur Geltung käme. Dazu Urs Rauber, Präsident des Quartiervereins: «Über 90 Prozent der Zuschriften an den Quartierverein äusserten sich kritisch bis sehr kritisch über die Zustände auf dem Friedhof. Wir vertreten also keine einseitige, sondern eine repräsentative Haltung. Darüber hinaus liegt aber eine Verwechslung vor: Ein Friedhof hat in unserer Kultur nur einen Zweck – jenen der Totenruhe und der Pietät gegenüber Trauernden. Anderseits sind wir durchaus für Grünraum zu haben, wo solche Aktivitäten möglich sind. Nur ist dann ein Teil des Friedhofs in einem öffentlichen Verfahren in einen normalen Erholungspark umzuwandeln. Diesen Vorschlag haben wir der Stadt schon 2020 unterbreitet.»
Das Thema Friedhof Sihlfeld hat inzwischen weitere Kreise gezogen. Bereits 2020 hat ein Grabmieter und Anwohner aus dem Sihlfeldquartier geklagt, weil der Friedhof «als
Drogenumschlagplatz und Stricherszene missbraucht» werde. Der Privatkläger verlangt eine nächtliche Schliessung wie bis 2018 üblich. Die Klage ist zurzeit beim Bezirksrat der
Stadt Zürich hängig. Am gleichen Tag, als der Quartierverein sein Podium durchführte, publizierten der Stadtzürcher Heimatschutz SZH und
der Kantonalzürcher Heimatschutz ZVH eine gemeinsame Medienmitteilung. Darin kritisieren sie scharf die Zweckentfremdung des denkmalgeschützen Friedhofs Sihlfeld: «Aus unserer Sicht sind die beabsichtigten
Veranstaltungen der Stadt auf dem Friedhof wie insbesondere Nachtlesungen, Velowege durch den Friedhof, Mitternachtsführungen mit Taschenlampe etc. eine (…) unzulässige
Beeinträchtigung des kantonalen Schutzobjektes. Bei einem Friedhof handelt es sich um einen Ort der Stille, des Erinnerns und des Gedenkens (…) Die Verwandlung in einen
Veranstaltungsort oder Freizeitpark widerspricht dem Schutzziel.» Indirekt deckt sich diese Medienmittelung vollumfänglich mit der Position des Quartiervereins Wiedikon.
Womit sicher ist: So schnell kommt der Friedhof Sihlfeld nicht zur Ruhe.
Womit sicher ist: So schnell kommt der Friedhof Sihlfeld nicht zur Ruhe.