Bis zur Eingemeindung 1893 war Wiedikon ein selbständiges Bauerndorf mit etwas Ziegelproduktion und weiten Acker- und
Weideflächen. Gemäss dem Historiker Paul Etter lebten im damaligen Dorf Wiedikon rund 8'100 Einwohner, heute sind es über 51'000 Personen, davon 22'000 im Sihlfeld.
Das Gebiet Sihlfeld zwischen Albisrieder-, Badener-, Sihlfeld- und Kalkbreitestrasse bis zum Goldbrunnenplatz war am Ende des 19. Jahrhunderts weitgehend unbesiedelt. Danach setzte zwischen 1893 und 1930 ein Bauboom ein, in dem 41 Prozent der heutigen Wohnungen im Sihlfeld erbaut worden sind. Um 1930 waren das Sihlfeld und Alt-Wiedikon in den Grundzügen so besiedelt wie heute – das zeigt eine Luftaufnahme von 1930. Treibend für die Entwicklung war die vom Stadtrat geschaffene städtische Wohnkommission, die Baugenossenschaften förderte, die für Arbeiterfamilien billige Wohnungen erstellten.
Im Mai 1908 wurde in Wiedikon die Genossenschaft zur Beschaffung billiger Wohnungen gegründet, die sich das im Kreis 3 reichlich vorhandene Bauland zu Nutze machte. Sie gehörte zu den ersten Baugenossenschaften der Stadt Zürich. Später nannte sie sich nach ihren Siedlungen an der Berta-, Rotach-, Wiesendanger-, Saum- und Aemtlerstrasse Berowisa. Sie besteht bis heute. Zu ihrem 116-jährigen Bestehen gab sie letzten Herbst einen schönen Bild-Text-Band heraus, verfasst von der Historikerin Angelina Greeff, die selbst in einer Berowisa-Wohnung lebt.
Das Gebiet Sihlfeld zwischen Albisrieder-, Badener-, Sihlfeld- und Kalkbreitestrasse bis zum Goldbrunnenplatz war am Ende des 19. Jahrhunderts weitgehend unbesiedelt. Danach setzte zwischen 1893 und 1930 ein Bauboom ein, in dem 41 Prozent der heutigen Wohnungen im Sihlfeld erbaut worden sind. Um 1930 waren das Sihlfeld und Alt-Wiedikon in den Grundzügen so besiedelt wie heute – das zeigt eine Luftaufnahme von 1930. Treibend für die Entwicklung war die vom Stadtrat geschaffene städtische Wohnkommission, die Baugenossenschaften förderte, die für Arbeiterfamilien billige Wohnungen erstellten.
Im Mai 1908 wurde in Wiedikon die Genossenschaft zur Beschaffung billiger Wohnungen gegründet, die sich das im Kreis 3 reichlich vorhandene Bauland zu Nutze machte. Sie gehörte zu den ersten Baugenossenschaften der Stadt Zürich. Später nannte sie sich nach ihren Siedlungen an der Berta-, Rotach-, Wiesendanger-, Saum- und Aemtlerstrasse Berowisa. Sie besteht bis heute. Zu ihrem 116-jährigen Bestehen gab sie letzten Herbst einen schönen Bild-Text-Band heraus, verfasst von der Historikerin Angelina Greeff, die selbst in einer Berowisa-Wohnung lebt.
Zu den Gründungsmitgliedern der Berowisa gehörten Prominente wie der damalige Stadtpräsident Hans Pestalozzi (1848-1909),
Ständerat Paul Usteri (1853-1927) (beide FDP), der Warenhaus-Gründer Franz Jelmoli (1851-1928) und ETH-Professor Adolf Tobler (1850-1923). Alle «bürgerlicher Gesinnung, nicht
namhafte Sozialdemokraten», wie die Berowisa-Festschrift erzählt. Dem Sozialismus nahe standen hingegen die Sozialarbeiterin und spätere Präsidentin der Zürcher Frauenzentrale
Maria Fierz (1878-1956) sowie als zentrale Figur der Vertreter der Stadt Zürich im Vorstand: St. Jakob-Pfarrer Paul Pflüger, der spätere
SP-Stadtrat.
Die Genossenschaft konnte das neben dem Aemtler-Schulhaus gelegene Land für rund 59'000 Franken von der Stadt erwerben. Die Baufirma Heinrich Hatt-Haller (1878-1940) errichtete darauf drei- bis vierstöckige Miethäuser mit insgesamt 77 Wohnungen. Die gleiche Baufirma erbaute ein Jahrzehnt später die benachbarte Goldsaum-Siedlung der Baugenossenschaft Wiedikon («Goldsaum und Steinau – zwei Wiediker Wohnsiedlungen»).
Die Genossenschaft konnte das neben dem Aemtler-Schulhaus gelegene Land für rund 59'000 Franken von der Stadt erwerben. Die Baufirma Heinrich Hatt-Haller (1878-1940) errichtete darauf drei- bis vierstöckige Miethäuser mit insgesamt 77 Wohnungen. Die gleiche Baufirma erbaute ein Jahrzehnt später die benachbarte Goldsaum-Siedlung der Baugenossenschaft Wiedikon («Goldsaum und Steinau – zwei Wiediker Wohnsiedlungen»).
Trotz zeitweiser Streiks konnten die Wohnungen im Juli 1911 «zur grossen Erleichterung des Vorstands und der
Mieterschaft» bezogen werden. Meist handelte es sich um kleine Dreizimmerwohnungen, anfänglich mit Gaslampen ausgestattet (ab 1917 elektrifiziert) und im Heimatstil erbaut. Kleine
Vorgärten und schöne langgezogene Innenhöfe ergänzten die Siedlungen. Ein Wandgemälde des Künstlers Hans Soppera an der Nordostwand der
Bertastrasse 39 erinnert an die Gründerjahre der Genossenschaft.
Die ersten Mieter waren mehrheitlich «Tram- und Bahnangestellte, Polizisten, Vertreter der Lebensmittelbranche, Schneider, Schlosser, Maler, Maurer, Gärtner, Küfer, Strassenarbeiter etc.» Einige Familien zählten 5 bis 8, die meisten 2 bis 4 Kinder. Es waren mehrheitlich Schweizer Familien. Die Mietpreise lagen zwischen 430 bis 680 Franken pro Jahr, was etwa einem Viertel des Jahreseinkommens (1800 bis 2400 Franken) städtischer Angestellter entsprach.
Die ersten Mieter waren mehrheitlich «Tram- und Bahnangestellte, Polizisten, Vertreter der Lebensmittelbranche, Schneider, Schlosser, Maler, Maurer, Gärtner, Küfer, Strassenarbeiter etc.» Einige Familien zählten 5 bis 8, die meisten 2 bis 4 Kinder. Es waren mehrheitlich Schweizer Familien. Die Mietpreise lagen zwischen 430 bis 680 Franken pro Jahr, was etwa einem Viertel des Jahreseinkommens (1800 bis 2400 Franken) städtischer Angestellter entsprach.
Mit ihren Häusern verfolgte die Genossenschaft auch gesellschaftspolitische Ziele. Die gut konzipierten Wohnungen sollten
auch eine «Prophylaxe gegen soziale Schäden» sein. Autorin Greeff beschreibt, wie sich das pädagogische Selbstverständnis allmählich dem Zeitgeist anpasste und später eher
kulturelle Ziele in den Vordergrund rückten. Im Unterschied zu anderen Baugenossenschaften war die Berowisa keine Mieter-Genossenschaft, sondern eine Handwerker-, Baufirmen-,
Gebäudeunterhalts-Genossenschaft. Die Eigentümer – so der Gedanke – sollten nicht selbst Mieter der Wohnungen sein.
Zusammen mit späteren Bauten vor allem an der Wiesendangerstrasse verfügt die Berowisa heute über 220 Wohnungen. Die
Reise in die Vergangenheit wird im Buch abgerundet von einem Gespräch mit Giorgio Soldini, der seit 1985 als junger Malergeselle Mitglied
der Genossenschaft geworden und bis heute Vizepräsident ist. Soldini, der selbst nicht in der Berowisa wohnt, kümmert sich im fünfköpfigen Vorstand um die Sanierung der Wohnungen,
um Ausbaustandard, Unterhalt und Vermietung. Auch für ihn hat die Berowisa einen sozialen Auftrag: bezahlbaren Wohnraum nach dem Prinzip der Kostenmiete bereitzustellen.
Das Buch Baugenossenschaft Berowisa 1908 bis 2024 von Angelina Greeff (120 Seiten, Zürich 2024, Preis noch offen) soll bald in verschiedenen Quartierläden zu kaufen sein. Alle historischen Fotos stammen aus diesem Buch. Interessierte können sich bei berowisa@bluewin.ch melden.
Das Buch Baugenossenschaft Berowisa 1908 bis 2024 von Angelina Greeff (120 Seiten, Zürich 2024, Preis noch offen) soll bald in verschiedenen Quartierläden zu kaufen sein. Alle historischen Fotos stammen aus diesem Buch. Interessierte können sich bei berowisa@bluewin.ch melden.