Quartierverein Wiedikon

QV-Generalversammlung zum Frühlingsbeginn

QV-Generalversammlung zum Frühlingsbeginn
Warum besuchen 170 Personen eine staubtrockene Generalversammlung (GV) eines Quartiervereins (QV), zu der weder klingende VIP-Namen noch attraktive Traktanden locken? Weil’s ein feines Abendessen und ein Glas Wein gibt? Weil die Stimmung unterhaltsam, gar aufgekratzt ist? Oder weil der Verein seit acht Jahren wächst und inzwischen der grösste Zürcher Quartierverein ist?

Alles spielt vermutlich eine Rolle. Auch ein Wiediker Zusammengehörigkeitsgefühl:
  • «Das war wieder ein gelungener Abend»
  • «Herzliche Gratulation zur erfolgreich und speditiv durchgeführten GV gestern Abend»
  • «Vielen Dank für die kompetente Leitung der Generalversammlung»
  • «Ich freue mich jetzt schon auf weitere Anlässe mit Euch im 2025»
Vier Stimmen (von mehreren) am Tag danach zeigen, dass QV-Mitglieder mit Freude an eigenen Anlässen teilnehmen. «Wir stellen fest», sagt Präsident Urs Rauber, «dass der Quartierverein für Viele zu einer sozialen Heimat geworden ist.» Das zeige sich nicht nur an der Generalversammlung, sondern auch bei der 1. August-Feier, beim Glühweinhüttli im Dezember und anderen Anlässen, die der Quartierverein organisiere.

Zu den harten Fakten. Der diesjährige Besuch war noch einmal leicht höher als bei der Rekord-Generalversammlung von 2024. Kamen damals 160 Stimmberechtigte und fünf Gäste, waren es diesmal 164 stimmberechtigte Mitglieder und acht Gäste. Lockte letztes Jahr noch der Auftritt eines Stadtrats, fehlte diesmal ein zugkräftiger Name. Dennoch konnte der QV-Präsident zwei Kantonsräte und vier Gemeinderäte aus vier unterschiedlichen Parteien von ganz links bis rechts begrüssen. «Wir sind repräsentativ und divers, ohne dass wir es auf die Fahne schreiben müssen.» Neben 150 Einzelpersonen kamen auch 14 Kollektivmitglieder (10 Wiediker Vereine und 4 Firmen) zur Jahresversammlung. Einige Dutzend Eingeladene hatten sich ausdrücklich abgemeldet.
Zur Eröffnung spielt im Johanneum die VBZ Musik (Vordergrund)
Zur Eröffnung spielt im Johanneum die VBZ Musik (Vordergrund)
109. Generalversammlung des Quartiervereins Wiedikon, gegründet 1917
109. Generalversammlung des Quartiervereins Wiedikon, gegründet 1917
Zum Auftakt gab die VBZ Musik unter Leitung von Walter Brühlmann ein halbstündiges Eröffnungskonzert, das mit grossem Applaus verdankt wurde. Musikalische Einlagen sind beliebt. Noch bevor die GV zu Ende war, bewarben sich beim Präsidenten zwei weitere Musikgruppen – beide Kollektivmitglieder des Quartiervereins – für einen Auftritt an der nächsten Generalversammlung.

Urs Rauber arbeitete die Tagesordnung zügig ab. Genehmigung der Traktandenliste, Protokoll der letzten GV, Jahresbericht 2024 – alles ging diskussionslos und rasch über die Bühne. Unter den Jahreshöhepunkten erwähnte er die Veranstaltung mit Stadtrat Andreas Hauri vom März 2024 zum Pilotprojekt Netto Null in Alt-Wiedikon. Augenzwinkernd sagte er: «Ein Wermutstropfen ist nur, dass wir seither davon nichts mehr gehört haben. Wir hoffen nicht, dass die Stadt das Projekt bereits wieder begraben hat.» Ein besinnlicher Moment war die Erinnerung an die Verstorbenen, zu deren Ehren sich der ganze Saal zu einem Moment des Gedenkens erhob.
Als Stimmzettel kam die gelbe Traktandenliste zum Einsatz
Als Stimmzettel kam die gelbe Traktandenliste zum Einsatz
Bei der Ehrung der Verstorbenen senkt Andreas Wäfler die Wiediker Fahne
Bei der Ehrung der Verstorbenen senkt Andreas Wäfler die Wiediker Fahne
Mit insgesamt erfreulichen Zahlen konnte Finanzchef Flurin Capaul bei der Jahresrechnung aufwarten. Zwar resultierte ein (geplanter) Verlust von rund 13'000 Franken, der auf ein einmaliges Marketing-Mandat beim BrupbiMärt zurückzuführen ist. Da der Quartierverein aber jedes Jahr um die 100 Neumitglieder gewinne, erhöhten sich auch die Einnahmen um über 2'000 Franken. Das Vereinsvermögen betrug Ende 2024 rund 165'000 Franken. «Damit könnten wir, wenn kein Neugeld mehr zufliesst, rund 7 Jahre überleben – länger als die Migros im gleichen Fall.» Jahresrechnung, Revisionsbericht, Decharge-Erteilung an den Vorstand und die Beibehaltung der geltenden Mitgliederbeiträge wurden einstimmig angenommen.

Um Personalfragen gings danach bei den Vorstandswahlen. Zuerst würdigte der QV-Präsident die zurücktretende Caroline Koller, seit 5 Jahren «ein kritisches und sehr konstruktives Vorstandsmitglied – diese Kombination mag ich besonders», für ihren Einsatz für die Kinder Openair-Kinos in verschiedenen Schulhäusern im Kreis 3. Zum Abschied erhielt sie einen schönen Blumenstrauss und einen Gutschein für das Restaurant Kle. Zur Neuwahl stellten sich danach gleich drei Kandidatinnen vor, die alle einstimmig gewählt wurden: Karoline Wirth, Jesca Li Baumann und Céline Büchel – alle drei im Beruf stehend mit unterschiedlichen Fähigkeiten und Schwerpunkten. «Ich freue mich ausserordentlich über die Verjüngung, Verweiblichung und Verstärkung unseres Vorstandes,» hiess Präsident Urs Rauber die Drei willkommen.
Der bisherige Vorstand auf der Bühne . . .
Der bisherige Vorstand auf der Bühne . . .
. . . und die drei Neuen (v.l.) Karoline Wirth, Jesca Li Baumann, Anton Auer (Gast) und Céline Büchel
. . . und die drei Neuen (v.l.) Karoline Wirth, Jesca Li Baumann, Anton Auer (Gast) und Céline Büchel
Der neue Vorstand am Schluss der Generalversammlung
Der neue Vorstand am Schluss der Generalversammlung
Über den BrupbiMärt informierte Vizepräsidentin Patricia Brandenberger: «Wir sind nach einer kleinen Durststrecke wieder am Wachsen.» Gleichzeitig appellierte sie an die Anwesenden, Mitglied beim Helferteam zu werden, das jeden Samstag den Markt auf- und abbaut. Und hatte damit Erfolg, indem sich gleich drei Personen neu registrieren liessen. Der Antrag eines Mitglieds, den Markt auch in der Winterpause weiterzuführen, wurde allerdings abgelehnt, da sich nach Erfahrungen der Trägerschaft in den Wintermonaten nur wenig Marktfahrende und noch weniger Helfer finden. Beim Ausblick kündigte Präsident Urs Rauber schliesslich an, dass er sich nach neun Amtsjahren im Frühling 2026 nicht mehr zur Wahl stelle. Nach der heutigen Verjüngung und Vergrösserung des Vorstands sei dies ein idealer Zeitpunkt für den Rücktritt.

Die nächste Stunde war dem feinen Abendessen der Johanneum-Küche – Zürcher Geschnetzeltes, Nudeln und Bohnen oder vegane Spaghetti mit Bolognese – sowie einem Glas Wein, Bier oder einem Softdrink gewidmet. Alles gestiftet vom Quartierverein. Dass die Stimmung ausgesprochen gut, fröhlich und entspannt war, trug sicherlich zum Erfolg bei.
BrupbiMärt-Leitung Patricia Brandenberger (Vizepräsidentin) und Andreas Schenzle (Chef Helferteam)
BrupbiMärt-Leitung Patricia Brandenberger (Vizepräsidentin) und Andreas Schenzle (Chef Helferteam)
Geologin Julia Fritz referiert über die Reise unter die Erdkruste, rechts Moderator David Peter
Geologin Julia Fritz referiert über die Reise unter die Erdkruste, rechts Moderator David Peter
Nach dem Abendessen schloss sich der öffentliche Teil an. Die Erdwissenschafterin Julia Fritz präsentierte in einem rund zwanzigminütigen Vortrag eine «Reise unter die Erdkruste». Sie deckte die Geheimnisse des Erdaufbaus vom Mittelpunkt bis zur Oberfläche auf, anhand einer Reise vom Triemli-Hauptplatz bis zum Bahnhof Wiedikon. Im Anschluss an das Referat, das hier zu finden ist, beantwortete die Mitarbeiterin der Firma Jäckli Geologie aus Zürich-Altstetten Fragen aus dem Publikum. Ein hochinteressanter und lehrreicher Abschluss der Generalversammlung 2025. Moderiert wurde dieser Teil von David Peter, dipl. Forstingenieur und Mitglied des Quartiervereins Wiedikon.

Fotos: Jesca Li Baumann und Anton Auer (Quartierverein Wiedikon)