Der Friedhof Sihlfeld ist immer mal wieder im Gespräch. Im Herbst 2018 gaben Grabschändungen an einer Urnengräber-Wand zu
reden. Der Quartierverein berichtete darüber (Grabschändungen auf dem Friedhof Sihlfeld). Im Sommer 2019 liess sich der
Quartierverein vom Chef des städtischen Friedhofsamtes Rolf Steinmann und der Grabmalkultur-Leiterin Meret Tobler besondere Grabstätten und das alte Krematorium zeigen. Ein rundum
positives Erlebnis: Die Führung wurde in höchsten Tönen gelobt und war mit 50 Personen ausgebucht. Auch darüber haben wir berichtet (Was! Für eine Friedhofführung Geld verlangen?).
Das letzte Jahr hingegen häuften sich Klagen: Partys, Lärmbelästigung, Drogendeal, nächtlicher Sex und vieles mehr auf dem Friedhof. Dutzende Personen wandten sich an den Quartierverein, mehrere Hundert forderten von der Stadt in einer Petition, den Friedhof nachts zu schliessen. Selbst das Sicherheitsdepartement schrieb in einem Monitoring von «störenden Phänomenen» auf dem Friedhof. (Monitoring bestätigt «störende Phänomene» auf dem Friedhof Sihlfeld)
Just in diesen Tagen haben sich nun wundersame Veränderungen ereignet: An allen Eingangsorten und -pforten wurden die bisher gültigen Öffnungszeiten ausradiert. Ausradiert? Ja, in fachmännischer Handarbeit weggeputzt, ausgekratzt, überklebt. Und zwar still und heimlich, ohne die Öffentlichkeit oder die Friedhofsbesucher zu informieren.
Das letzte Jahr hingegen häuften sich Klagen: Partys, Lärmbelästigung, Drogendeal, nächtlicher Sex und vieles mehr auf dem Friedhof. Dutzende Personen wandten sich an den Quartierverein, mehrere Hundert forderten von der Stadt in einer Petition, den Friedhof nachts zu schliessen. Selbst das Sicherheitsdepartement schrieb in einem Monitoring von «störenden Phänomenen» auf dem Friedhof. (Monitoring bestätigt «störende Phänomene» auf dem Friedhof Sihlfeld)
Just in diesen Tagen haben sich nun wundersame Veränderungen ereignet: An allen Eingangsorten und -pforten wurden die bisher gültigen Öffnungszeiten ausradiert. Ausradiert? Ja, in fachmännischer Handarbeit weggeputzt, ausgekratzt, überklebt. Und zwar still und heimlich, ohne die Öffentlichkeit oder die Friedhofsbesucher zu informieren.
Und so sieht es jetzt aus: Beim Eingang zum Friedhof Sihlfeld E ist die Betonwand rechts vom Eingang plötzlich leer, der
Briefkasten abmontiert und die eingravierten Öffnungszeiten sind fein säuberlich entfernt worden (Bild 1). Von der früheren Beschriftung (Bild 2) ist praktisch nichts mehr zu
sehen. Zufällig haben wir die zwei Bildhauer getroffen, die das bewerkstelligt haben. Sie erzählten uns, dass sie von der Friedhofsleitung den Auftrag erhalten hätten, die
Inschriften sorgsam abzumontieren. Die Buchstaben hätten sie dann auf einen Holzrahmen geklebt und bei der Denkmalpflege deponiert. Saubere Arbeit.
Weniger akkurat schaut’s beim Südeingang von Sihlfeld C aus. Dort wurde zwar fest gekratzt, doch sind Spuren der früheren Schrift bei genauem Hinsehen noch immer gut lesbar
(Bild 3). Wieder anders ging man beim Haupteingang Sihfeld A an der Aemtlerstrasse vor. Dort wurde der mittlere Schriftteil der Metalltafel mit einem scharfen Putzmittel gereinigt
– und schwupps, waren auch die Öffnungszeiten verschwunden (Bilder 4 und 5). Eine vierte Variante wählte die Friedhofsleitung bei Sihlfeld D: Dort überklebte man einen Teil der
alten Infotafel kurzerhand mit einer Metallplatte – Cementit macht’s möglich. Und schon ist der Friedhof Tag und Nacht geöffnet (Bild 6). Dasselbe Verfahren wandte man bei
diversen Seiteneingängen an.
Was ist der Hintergrund dieses klammheimlichen Frühlingsputzes? Dazu muss man wissen: Bis 2016 galten die bis jetzt – im
März 2021 – angeschriebenen Öffnungszeiten für alle Friedhöfe der Stadt Zürich. Damals wurde vom Präsidialdepartement im Amtsblatt die 24-Stunden-Öffnung der Friedhöfe verfügt –
ohne jegliche Medienmitteilung. Kein Wunder, dass bis heute in der Öffentlichkeit und in den Quartiervereinen die Meinung vorherrscht, Friedhöfe seien nachts geschlossen. Mit der
neusten Reinigungsmassnahme will nun die Stadt die letzten Zweifel ausräumen und signalisiert: Friedhöfe auf Stadtgebiet sind rund um die Uhr offen – 24 Stunden an 365 Tagen. Auch
wenn Angehörige kaum je ihre Verstorbenen in der Nacht besuchen wollten und wollen.
Etwas weniger schön an der grossen Säuberung mutet die Tatsache an, dass der Quartierverein seit letztem Jahr mit der Stadt in einem Runden Tisch zusammenarbeitet. Eines der Hauptthemen: die nächtliche Schliessung des Friedhofs. Statt uns vorgängig zu konsultieren oder informieren, schafft das federführende Sicherheitsdepartement erneut ein fait accompli. Dayana Mordasini, zuständige Delegierte für Quartiersicherheit, meint bloss, man habe einfach den Widerspruch zwischen der alten Öffnungszeit und der neuen Praxis aufgelöst: «Das hätten wir schon 2016 tun müssen.»
Etwas weniger schön an der grossen Säuberung mutet die Tatsache an, dass der Quartierverein seit letztem Jahr mit der Stadt in einem Runden Tisch zusammenarbeitet. Eines der Hauptthemen: die nächtliche Schliessung des Friedhofs. Statt uns vorgängig zu konsultieren oder informieren, schafft das federführende Sicherheitsdepartement erneut ein fait accompli. Dayana Mordasini, zuständige Delegierte für Quartiersicherheit, meint bloss, man habe einfach den Widerspruch zwischen der alten Öffnungszeit und der neuen Praxis aufgelöst: «Das hätten wir schon 2016 tun müssen.»