Quartierverein Wiedikon

«Me kännt sich» - Geschichte der Wiediker Vereine

Geschichtsserie 2022 (2)

Auszug aus der Festschrift «125 Jahre Zunft zu Wiedikon»
Verfasser Hansruedi Frischknecht und Hermann Schumacher (Zürich 2022)

Im dörflichen Wiedikon gehörte es dazu, dass man sich sowohl in Vereinen wie auch in kirchlichen Belangen engagierte. Vielfach kam es vor, dass man sowohl dem Männerchor als auch dem Turnverein, der Feuerwehr, einem der Schiessvereine sowie der Kirchenpflege angehörte.

1874 gehörte Pfarrer Friedrich Meili zu den Gründern des Turnvereins. Bei Aufnahme in diesen Verein seien die angehenden Turner feierlich getauft worden. 1897 gehörte der gleiche Pfarrer Meili auch zu den Gründern der Zunft zu Wiedikon. Wie eng die Kirchgemeinde Wiedikon mit der Zunft zu Wiedikon verbunden war, zeigt sich bis heute. Silberne Abendmahlbecher, die von einer Zünfter-Familie zur Kircheneinweihung gestiftet worden sind, stehen immer noch im Einsatz. Auch die beiden verstorbenen Wiediker Pfarrer Gustav Stern und Dr. Alfred Gugolz pflegten und schätzten die Beziehungen zwischen Zunft und Kirchgemeinde. Jedenfalls haben beide den seit 1995 auf Initiative von Ehrenzunftmeister Karl F. Schneider und mit Unterstützung des damaligen Kirchenpflegepräsidenten Hansruedi Frischknecht ins Leben gerufenen zünftigen Gottesdienst und den an diesen anschliessenden Bürgertrunk tatkräftig unterstützt.
Gasthof zum Falken mit Milchladen, Zurlindenstrasse, vor 1910 (alle Fotos aus: 125 Jahre Zunft zu Wiedikon)
Gasthof zum Falken mit Milchladen, Zurlindenstrasse, vor 1910 (alle Fotos aus: 125 Jahre Zunft zu Wiedikon)
Gasthof zum Falken, 1928, von der Birmensdorferstrasse (Tramgeleise) aus gesehen
Gasthof zum Falken, 1928, von der Birmensdorferstrasse (Tramgeleise) aus gesehen 
Im Jahr 1873 feierte der Gemischte Chor und 1881 der Männerchor das fünfzigjährige Bestehen. Nach der Abholung der Delegationen der eidgenössischen und kantonalen Gesangs-, Musik- und Turnfeste wurde mit Trommelklang und den Fahnendelegationen vom Hauptbahnhof zum «Falken» marschiert, wo jedes Mal ein grosses Fest stattfand. Oft war der Bierkonsum so gross, dass das Ad-hoc-Komitee Geld sammeln musste, um offene Rechnungen zu bezahlen.

Vereinskartell Wiedikon

Caspar Koller, Zunftmeister, Quartiervereinspräsident und Präsident des Vereinskartells Caspar Koller, Zunftmeister, Quartiervereinspräsident und Präsident des Vereinskartells
1922 entstand aus dem «Komitee der Wiediker Vereine» und dem «Komitee der Vereine Wiedikon Zürich 3» das «Vereinskartell Wiedikon». Das Vereinskartell war zuständig für die Koordination der Anlässe und die Spendensammlung für Vereinsjubiläen. Präsidenten des Vereinskartells waren folgende Mitglieder der Zunft: Caspar Koller (1922-1930), Max Stadler senior (1955-1958), Jakob Rüesch (1968-1974), Otti Egli (1975-1984) und Hermann Schumacher (1985-1998).   

Das Vereinskartell Wiedikon führte mit dem Quartierverein einige grosse Quartierfeste durch:
  • 1950 Fest im Kongresshaus mit einem Gewinn von Fr. 6’500, welcher für das Vereinshaus vorgesehen war, das aber nie gebaut wurde
  • 1961 Dreitägiges Fest auf der Aegertenwiese an der Zurlindenstrasse
  • 1976 Fest auf der Kollerwiese für das Altersheim Burstwiese
  • 1983 Fest auf der Aegertenwiese für das Ortsmuseum
  • 1985 Fest vom 3. bis 5. Mai in der Ziegelei Talwiese für das Altersheim Im Tiergarten
  • 1989 Fest «1100 Jahre Wiedikon» auf dem Parkplatz neben dem Ortsmuseum.
Die Erlöse der Feste wurden in der Regel an die Wiediker Altersheime, die Behindertenwerkstatt (damals Aemtlerstrasse, heute an der Idastrasse) und an die Heilpädagogische Schule an der Gotthelfstrasse gespendet.

Quartierverein

1998 wurde das Vereinskartell Wiedikon in den Quartierverein integriert. Dieser Verein, gegründet 1917, sieht sich als Bindeglied zwischen Bevölkerung und Behörden und organisiert kulturelle und gesellschaftliche Anlässe. Über 30 unterschiedliche Freizeitvereine bilden unter seinem Dach die Wiediker Vereinsversammlung.

Wiedikon heute

Quasi im Schatten von Zürich-West, das zwischen den ehemaligen Firmen Escher Wyss und Maag-Zahnräder mit seinen neuen Gebäuden und Geschäften auf dem Areal der ehemaligen Industriebetriebe zu gefallen wusste, hat sich Wiedikon in den letzten 20 Jahren zum absoluten Trendquartier der Stadt entwickelt. Wiedikon – das Quartier mit dem speziellen Charme – hat ein wenig von allem. Hier treffen Grossstadtgefühle auf Quartiergeist und Dorfcharakter. So ist Wiedikon, im Gegensatz zu Zürich-West, familienfreundlich und interessant für Studenten, aber auch für junge und junggebliebene Menschen. Auch kulturell und kulinarisch bieten Wiedikon und die nahegelegene City ein breites Angebot – es fehlt an nichts. Eine sehr gute Infrastruktur und die hervorragende Erschliessung des Quartiers mit den öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bahn, Tram und Bus erhöhen die Attraktivität des Quartiers zusätzlich.

Wenn auch die bauliche Entwicklung der letzten Jahre aufzeigt, dass der Siedlungsdruck im Quartier weiter zunimmt und nichts für ewig ist, so ist es Wiedikon und seinen Bewohnerinnen und Bewohnern doch zu wünschen, dass sich der Kreis 3 seine Herzlichkeit und seinen speziellen Charakter noch viele Jahre erhalten kann.

Gründungsjahre der Wiediker Vereine

1823 Gemischter Chor
1831 Männerchor
1859 Schützengesellschaft
1861 Gemeinnütziger Frauenverein
1874 Turnverein Wiedikon STV
1877 Metallharmonie
1870/80 Landwirtschaftlicher Chor und Töchterchor
1880 Armbrustschiessverein
1889 Männerturnverein und Samariterverein
1897 Zunft zu Wiedikon
Brandwache an der Manessestrasse, 1937
Brandwache an der Manessestrasse, 1937

Lesen Sie nächste Woche: Wie Jungzünfter das Trendquartier Wiedikon erleben