Dem grossen Berner Schriftsteller Albert Bitzius (1797-1854), besser bekannt unter dem Pseudonym Jeremias Gotthelf, ist eine Strasse
in Alt-Wiedikon gewidmet. Sie führt von der Steinstrasse zur Zurlindenstrasse, ist exakt 159 Meter lang «und ziemlich gesichtslos». So charakterisiert sie der leidenschaftliche
Stadtwanderer Heinrich Wegmann in seinem neuen Buch «Strassen mit Persönlichkeit». Weshalb der wortgewaltige Schriftsteller, der vor allem
das bäuerliche Leben im 19. Jahrhundert mit grossem Realismus schildert (Die schwarze Spinne, Anne Bäbi Jowäger, Ueli der Knecht), gerade in der Stadt Zürich geehrt wird, vermag
der Autor allerdings nicht zu erklären. Im Stadtratsbeschluss von 1897 steht dazu nur, dass man die frühere Schulstrasse – sie führt zum Aegerten-Schulhaus – wegen
Verwechslungsgefahr umbenennen sollte.
Heinrich Wegmann hat rund 400 Zürcher Strassennamen eruiert, die an eine Person oder eine Familie erinnern. Über 169 davon schreibt er kurze Porträts, die meisten hat er fotografiert und katalogisiert, seine Kommentare «erheben keinen wissenschaftlichen Anspruch» und weisen wohl auch den einen oder anderen Fehler auf, räumt er freimütig ein. Was für eine wohltuende Bescheidenheit! Selbst in der Limmatmetropole werden noch öffentliche Register erstellt, die ohne «Zurich Finish» auskommen.
Das Buch enthält aus dem Kreis 3 allerdings nur ein Dutzend Strassen und Plätze. Dazu gehören die Manessestrasse und der Manesseplatz. Sie sind dem Zürcher Ratsherr Rüdiger II. Manesse (ca. 1252-1304) gewidmet, der sich um die Sammlung von Minneliedern um das Jahr 1300 verdient gemacht hat («Manessische Liederhandschrift»). Die Burg Manegg war lange der Stammsitz dieser bekannten Familie.
Heinrich Wegmann hat rund 400 Zürcher Strassennamen eruiert, die an eine Person oder eine Familie erinnern. Über 169 davon schreibt er kurze Porträts, die meisten hat er fotografiert und katalogisiert, seine Kommentare «erheben keinen wissenschaftlichen Anspruch» und weisen wohl auch den einen oder anderen Fehler auf, räumt er freimütig ein. Was für eine wohltuende Bescheidenheit! Selbst in der Limmatmetropole werden noch öffentliche Register erstellt, die ohne «Zurich Finish» auskommen.
Das Buch enthält aus dem Kreis 3 allerdings nur ein Dutzend Strassen und Plätze. Dazu gehören die Manessestrasse und der Manesseplatz. Sie sind dem Zürcher Ratsherr Rüdiger II. Manesse (ca. 1252-1304) gewidmet, der sich um die Sammlung von Minneliedern um das Jahr 1300 verdient gemacht hat («Manessische Liederhandschrift»). Die Burg Manegg war lange der Stammsitz dieser bekannten Familie.
Die Louis-Braille-Strasse in der Binz ehrt den Erfinder der Blindenschrift (1809-1852). Passenderweise befindet sich die
Schweizerische Bibliothek für Blinde, Seh- und Lesebehinderte gleich um die Ecke an der Grubenstrasse. Die Strasse erhielt ihren Namen durch einen Stadtratsbeschluss von 2002.
Entlang der Uetlibergbahn verläuft der Agnes-Robmann-Weg, benannt nach der Lehrerin und Präsidentin des Schweizerischen Arbeitervereins Agnes Robmann (1876-1951). Sie gehörte wie Rosa Bloch und Marie Hüni (im Buch fälschlicherweise: Härri) zu den frühen Sozialistinnen in Zürich. 1915 nahm sie an der berühmten Zimmerwald-Konferenz teil, an der Lenin und Robert Grimm eine führende Rolle spielten.
Etwas weiter stadtauswärts beginnt beim Schweighof der Marie-Heim-Vöglin-Weg. Marie Vögtlin (1845-1916) immatrikulierte sich als erste Schweizerin an der medizinischen Fakultät, promovierte und eröffnete 1874 die erste staatlich anerkannte Ärztin-Praxis Europas. Sie engagierte sich auch beim Kampf für das Frauenstimmrecht und wurde Mitgründerin der Pflegerinnenschule.
Entlang der Uetlibergbahn verläuft der Agnes-Robmann-Weg, benannt nach der Lehrerin und Präsidentin des Schweizerischen Arbeitervereins Agnes Robmann (1876-1951). Sie gehörte wie Rosa Bloch und Marie Hüni (im Buch fälschlicherweise: Härri) zu den frühen Sozialistinnen in Zürich. 1915 nahm sie an der berühmten Zimmerwald-Konferenz teil, an der Lenin und Robert Grimm eine führende Rolle spielten.
Etwas weiter stadtauswärts beginnt beim Schweighof der Marie-Heim-Vöglin-Weg. Marie Vögtlin (1845-1916) immatrikulierte sich als erste Schweizerin an der medizinischen Fakultät, promovierte und eröffnete 1874 die erste staatlich anerkannte Ärztin-Praxis Europas. Sie engagierte sich auch beim Kampf für das Frauenstimmrecht und wurde Mitgründerin der Pflegerinnenschule.
Oberhalb des Kolbenhofs beim Albisgüetli beginnt der Denzlerweg, der zum
Uetliberg Kulm hinaufführt. Er ist benannt nach dem Bäcker Felix Denzler (1863-1917), der eine Bäckerei an der Augustinergasse betrieb und die Gaststätten auf dem Berg jeweils mit
Gebäck belieferte.
Der Leonhard-Ragaz-Weg am Rande des Friedhofs Sihlfeld führt von der Gut- zur Goldbrunnenstrasse. Der reformierte Theologe (1868-1945) war Professor an der Universität Zürich und ein bedeutender Vertreter der religiös-sozialen Bewegung der Schweiz.
Der Leonhard-Ragaz-Weg am Rande des Friedhofs Sihlfeld führt von der Gut- zur Goldbrunnenstrasse. Der reformierte Theologe (1868-1945) war Professor an der Universität Zürich und ein bedeutender Vertreter der religiös-sozialen Bewegung der Schweiz.
Über den Brupbacherplatz und die beiden ihm zu Pate stehenden Persönlichkeiten –
den Arzt Fritz Brupbacher (1874-1945) und seine Gefährtin Paulette Brupbacher-Raygrodski (1880-1967) – hat der Quartierverein bereits früher geschrieben («Spuren einer russischen Ärztin im Sihlfeld»). Der 2009 geschaffene Platz ist einer der jüngsten im Quartier und dient seit zwei Jahren
am Samstag auch als Marktstandort («BrupbiMärt»).
Schliesslich erwähnt der passionierte und pensionierte Hobbyhistoriker die Sieberstrasse im Tiergartenquartier, ärgert sich aber
darüber dass Stadtrat Albert Sieber (1901-1974) zwar als «Vater des Polizeikorps» geehrt, aber nicht erwähnt werde, dass er 1968 als Polizeivorstand einen «überaus aggressiven
Polizeieinsatz» beim Globuskrawall 1968 zu verantworten hatte. Da der Name Sieber nun vergeben sei, könne man den 2018 verstorbenen Pfarrer Ernst Sieber nicht mehr damit ehren.
Nun, der Wiediker Stadtrat Albert Sieber hatte durchaus Verdienste, die der Quartierverein in einem früheren Beitrag gewürdigt hat («Kennen Sie Boli, Peter, Sieber und Schaufelberger?»).
Leider nur am Rand erwähnt Wegmann jene fünf Strassen in Wiedikon, die auf Antrag der Gleichstellungskommission 2020/21 fünf weiblichen Persönlichkeiten umgewidmet wurden. Auch diese haben wir auf der Quartiervereinswebsite in einer kleinen historischen Serie beschrieben: Bertastrasse, Erikastrasse, Gertrudstrasse, Margaretenweg und Martastrasse («Wie die Bertastrasse zu einer neuen Geschichte kam»)
Heinrich Wegmann: Strassen mit Persönlichkeit – Wen Zürich mit einer Strasse ehrt. Versus Verlag, Zürich 2022. 208 Seiten, CHF 39.-
Leider nur am Rand erwähnt Wegmann jene fünf Strassen in Wiedikon, die auf Antrag der Gleichstellungskommission 2020/21 fünf weiblichen Persönlichkeiten umgewidmet wurden. Auch diese haben wir auf der Quartiervereinswebsite in einer kleinen historischen Serie beschrieben: Bertastrasse, Erikastrasse, Gertrudstrasse, Margaretenweg und Martastrasse («Wie die Bertastrasse zu einer neuen Geschichte kam»)
Heinrich Wegmann: Strassen mit Persönlichkeit – Wen Zürich mit einer Strasse ehrt. Versus Verlag, Zürich 2022. 208 Seiten, CHF 39.-