Quartierverein Wiedikon

BREAKING Stadt muss Friedhof Sihlfeld nachts wieder schliessen

Erleichtert nach dem aufwendigen Kampf um Respektierung der Totenruhe auf dem Friedhof Sihlfeld: Markus Rupper in seiner LOOK Gallery an der Saumstrasse Erleichtert nach dem aufwendigen Kampf um Respektierung der Totenruhe auf dem Friedhof Sihlfeld: Markus Rupper in seiner LOOK Gallery an der Saumstrasse
«Die Stadt Zürich wird angewiesen, den Friedhof Sihlfeld während der Nacht (spätestens ab 20 Uhr) zu schliessen.» Dies entschied der Bezirksrat Zürich, die Aufsichtsbehörde über den Stadtrat, in einem neuen Beschluss vom 20. Januar 2022. Es ist die Antwort auf die Privatklage eines Grabmieters, der auch Anwohner des Friedhofs Sihlfeld und Mitglied des Quartiervereins ist. Der Stadtrat kann bis 21. Februar dagegen beim Verwaltungsgericht des Kantons Zürich Beschwerde einlegen. Eine aufschiebende Wirkung ist nicht gewährt worden, der Entscheid muss also umgehend umgesetzt worden. Er stellt eine schallende Ohrfeige für die Stadt und vor allem Stadtpräsidentin Corine Mauch dar.

«Es besteht noch Hoffnung, dass ich in Zürich bleibe» teilt Markus Rupper, Urheber des Vorstosses, erleichtert dem Quartiervereinspräsidenten mit. Lange Zeit hatte er die Nase voll vom zermürbenden und finanziell aufwendigen Kampf um Nachtruhe in seinem Wohnquartier, von den skandalösen Missständen auf dem Friedhof und der Untätigkeit der städtischen Behörden, denen er seine Probleme immer wieder erfolglos darlegte. Nun kann er aufatmen. «Ich fühle mich vor allem erleichtert,» sagt er am Tag danach, «die ganze Geschichte hält mich seit vier Jahren auf Trab. Es war ein langer, mühseliger Weg durch verschiedene Instanzen, bei denen die Gegenseite alle Möglichkeiten der Verzögerung und des Abwimmelns durchgespielt hat.»

Markus Ruppers Gang durch die Instanzen ist beispielhaft für den Umgang der Zürcher Stadtverwaltung mit unliebsamen Anliegen:
  • Seit etwa 2015 nahm Rupper am Runden Tisch «Aemtlerwiese» mit Vertretungen aus Schule, Anwohnerschaft und Stadtverwaltung teil, ohne dass die Probleme auf der Quartierwiese und im Friedhof (Nachtlärm, Littering, Jugendgewalt, Drogendeal, Vandalismus) gelöst worden wären
  • Am 14. Mai 2020 stellte er erstmals mit Hilfe eines Rechtsanwalts ein formelles Begehren an das städtische Bestattungs- und Friedhofamt, den Friedhof in der Nacht zu schliessen «zur Eindämmung der Stricher- und Drogenszene»
  • Nach wochenlangem Schriftwechsel mit dem Chef Friedhofamt Rolf Steinmann verfügte das Bevölkerungsamt, dem das Friedhofsamt unterstellt ist, am 25. September, auf das Gesuch sei nicht einzutreten
  • Am 16. Oktober 2020 reichte Ruppers Anwalt bei der zweiten Instanz, dem Stadtrat, eine Einsprache ein. Eine Fachbearbeiterin der Stadtkanzlei bestätigte den Empfang im schönsten Beamtendeutsch und warnte unter Zitierung diverser Gesetzesartikel, dass die «mehrstufige Bearbeitung Ihres Begehrens einige Zeit in Anspruch nehmen dürfte»
  • Am 20. Januar 2021 wies der Stadtrat das Begehren um Neubeurteilung ab
  • Am 24. Februar 2021 gelangte Ruppers Anwalt mit einem Rekurs an die dritte Instanz, den Bezirksrat Zürich.
Am 20. Januar 2022 nun, nach knapp einem Jahr, gab erstmals eine Behörde – der Bezirksrat – dem Bürger Rupper recht und zwar auch inhaltlich: Der Stadtrat wird verpflichtet, den Friedhof wie früher nachts zu schliessen. Dies sei «eine geeignete, erforderliche und zumutbare Massnahme zur Gewährleistung von Ruhe und Ordnung auf dem Friedhof Sihlfeld.» Die gesamten Verfahrenskosten werden der Stadt Zürich auferlegt und diese wird verpflichtet, dem Rekurrenten eine Parteientschädigung zu bezahlen.

Der Quartierverein Wiedikon freut sich über diesen Erfolg, da er seit gut zwei Jahren exakt dasselbe verlangt: eine nächtliche Schliessung (wie bis 2018) zur Eindämmung der störenden Vorfälle auf dem Friedhof. Die gleiche Forderung haben die beiden Kreis 3-Gemeinderäte Mélissa Dufournet und Raphaël Tschanz bereits im Mai 2020 im Zürcher Gemeinderat erhoben. Und dasselbe hat eine Petition «Für einen sicheren Kreis 3» mit über 360 Unterschriften verlangt, die im November 2020 der Stadtkanzlei eingereicht wurde.

Doch all dies verhallte im Stadthaus ungehört – ebenso wie ein juristisches Memorandum von alt Bundesrichterin Brigitte Pfiffner (NZZ vom 31. März 2021) und eine Stellungnahme des Stadtzürcher sowie Kantonalzürcher Heimatschutzes von Mitte Mai 2021. Stadtrat und Stadtpräsidentin Corine Mauch weigerten sich bis heute, diesem Anliegen aus dem Quartier Rechnung zu tragen und redeten permanent die Missstände auf dem Friedhof schön. Zum letzten Mal am öffentlichen Podium vom 20. Mai 2021 auf YouTube.

Damit dürfte es nun ein Ende haben. Wir sind gespannt auf die Reaktion aus dem Stadthaus.

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