Es war einer der heissesten Tage Ende August, als der Quartierverein eine Führung mit Heinrich Wegmann durch Wiedikons Strassen anbot. Trotz Hitze war der Anlass ausgebucht, ja überbucht. Gegen 35 Personen versammelten sich am
Brupbacherplatz, wo der pensionierte Strassennamen-Forscher seine Tour mit einer überraschenden Feststellung begann: Im Jahr 2009 sei dieser neu entstandene Platz nach einem
Zürcher Sozialistenpaar getauft worden. Im hellen Dreieck zwischen Sihlfeld-, Gertrud- und Weststrasse, wo jeden Samstag der BrupbiMärt durchgeführt wird, stand eine Tafel, die an
den Arzt Fritz Brupbacher (1874-1945) erinnerte; auf der gegenüberliegenden (wegen dichter Bäume etwas dunkleren) Platzhälfte vor dem
Kindergartenhaus war die Tafel zu Ehren seiner russischen Ehefrau Paulette Raygrodski (1880-1967) angebracht.
«Als ich einige Zeit später mit meiner Frau hierher kam, stellte ich zu meiner Verblüffung fest, dass die beiden Tafeln
vertauscht worden sind.» Offenbar auf Anregung von Kreisen um den Frauenstreik 2019 habe man die Würdigung der in Zürich kaum bekannten Russin auf den belebteren Platzteil
verschoben und jene des legendären Zürcher Arztes, der auch in Kurt Guggenheims Roman «Alles in allem» verewigt ist, in die dunkle Ecke gestellt. Die Frauen ins Licht, die Männer
in den Schatten – so der leicht ironische Seitenhieb gegen die politisch korrekte Vereinnahmung von Strassen und Plätzen in Zürich. Heinrich Wegmann setzte damit den Ton seiner
kundigen Führung, die er mit engagierten eigenen Wertungen anreicherte.
Mit den nächsten drei Strassen – Gertrudstrasse, Bertastrasse und Martastrasse – machte der Tour Guide zu Recht auf die jahrelang untervertretenen Frauennamen aufmerksam. Alle drei Strassen wurden erst 2021 – Jahrzehnte nach den Stadtratsbeschlüssen zur Strassenbenennung – drei Frauen gewidmet, die zwar nicht in Wiedikon, wohl aber in der Stadt Zürich Bedeutendes geleistet hatten. Die Architektin Berta Rahm (1910-1998) war Mitgestalterin der SAFFA 1958, die Anwältin Gertrud Heinzelmann (1914-1999) engagierte sich für die Gleichstellung der Geschlechter und Marta von Meyenburg (1882-1966) war Mitgründerin der Sozialen Frauenschule von Zürich.
Schwieriger als Frauen hätten es nur Sportler gehabt, sagte Wegmann, als die mit Kopfhörern, Windfächern und Wasserflaschen ausgerüstete Schar an der Fritschistrasse ankam. So hat der legendäre Zürcher Fussballer Köbi Kuhn (1943 bis 2019) hier am Wohnhaus seiner Kindheit eine Bronzetafel erhalten – «das höchste der Gefühle». Nur einem einzigen Sportler sei jedoch eine ganze Strasse gewidmet, dem Radrennfahrer Hugo Koblet (1925-1964) in Oerlikon. Sporttreibende, so lernte man, haben es in Zürich noch schwerer als Frauen, mit einer Strasse geehrt zu werden. Die Fritschistrasse an der gleichnamigen Wiese ist dem Zürcher Stadtrat Benjamin Fritschi (1842-1916), einem Vorkämpfer der Stadtvereinigung von 1893, gewidmet.
Mit den nächsten drei Strassen – Gertrudstrasse, Bertastrasse und Martastrasse – machte der Tour Guide zu Recht auf die jahrelang untervertretenen Frauennamen aufmerksam. Alle drei Strassen wurden erst 2021 – Jahrzehnte nach den Stadtratsbeschlüssen zur Strassenbenennung – drei Frauen gewidmet, die zwar nicht in Wiedikon, wohl aber in der Stadt Zürich Bedeutendes geleistet hatten. Die Architektin Berta Rahm (1910-1998) war Mitgestalterin der SAFFA 1958, die Anwältin Gertrud Heinzelmann (1914-1999) engagierte sich für die Gleichstellung der Geschlechter und Marta von Meyenburg (1882-1966) war Mitgründerin der Sozialen Frauenschule von Zürich.
Schwieriger als Frauen hätten es nur Sportler gehabt, sagte Wegmann, als die mit Kopfhörern, Windfächern und Wasserflaschen ausgerüstete Schar an der Fritschistrasse ankam. So hat der legendäre Zürcher Fussballer Köbi Kuhn (1943 bis 2019) hier am Wohnhaus seiner Kindheit eine Bronzetafel erhalten – «das höchste der Gefühle». Nur einem einzigen Sportler sei jedoch eine ganze Strasse gewidmet, dem Radrennfahrer Hugo Koblet (1925-1964) in Oerlikon. Sporttreibende, so lernte man, haben es in Zürich noch schwerer als Frauen, mit einer Strasse geehrt zu werden. Die Fritschistrasse an der gleichnamigen Wiese ist dem Zürcher Stadtrat Benjamin Fritschi (1842-1916), einem Vorkämpfer der Stadtvereinigung von 1893, gewidmet.
Der nur kurze Leonhard-Ragaz-Weg beim Friedhof Sihlfeld ist nach dem Bündner Theologen und Mitgründer der
religiös-sozialen Bewegung Leonhard Ragaz (1868-1945) benannt. Die Sieberstrasse im Quartier Tiergarten hingegen nach dem in Wiedikon
verwurzelten Zürcher Stadtrat Albert Sieber (1901-1974), der u.a. während des Globuskrawalls von 1968 Polizeivorstand war. Das wurmt den
Nicht-Wiediker etwas, weil nach seiner Auffassung der Jahrzehnte später verstorbene Pfarrer Ernst Sieber ebenfalls eine Strasse verdient hätte. Worauf jemand aus der
Besuchergruppe den salomonischen Vorschlag machte, man könne ja z.B. einen «Pfarrer-Sieber-Platz» in Betracht ziehen – vielleicht dort, wo zu dessen Lebzeiten ein «Pfuus-Bus»
gestanden habe.
Besucht wurden auf der gut zweistündigen Führung auch der Agnes-Robmann-Weg, der Meiliweg, den ein Witzbold kürzlich in «Smeiliweg» umgetauft hatte, die Gotthelfstrasse und die Dietzingerstrasse. Auch über diese Persönlichkeiten erzählte Heinrich Wegmann interessante Details.
Besucht wurden auf der gut zweistündigen Führung auch der Agnes-Robmann-Weg, der Meiliweg, den ein Witzbold kürzlich in «Smeiliweg» umgetauft hatte, die Gotthelfstrasse und die Dietzingerstrasse. Auch über diese Persönlichkeiten erzählte Heinrich Wegmann interessante Details.
Angelangt beim Restaurant Schmiedhof an der Zweierstrasse erwartete die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ein reichhaltiger
Apéro. Hätte der QV-Päsident nicht darauf aufmerksam gemacht, dass dieser zu 100 Prozent vegan sei, hätten es die meisten wohl kaum bemerkt. Sahen doch die Hackbällchen
verführerisch nach Hackfleisch und die Humus-Crostini täuschend ähnlich einem Eier-Sandwich aus.
Vizeküchenchefin Sonia Pereira und Chef de Service Hassan hatten alles daran gesetzt, die neckische Vorgabe des Quartiervereins bravourös umzusetzen. Die Idee dazu stammte von Vorstandsmitglied Jeanne Rasata, die den Anlass von A bis Z vorbereitet und mit Sorgfalt begleitet hatte. Das verdiente Lob von allen Seiten am Schluss der Veranstaltung bestätigte den grossen Erfolg dieser äusserst lehrreichen Strassenführung.
Vizeküchenchefin Sonia Pereira und Chef de Service Hassan hatten alles daran gesetzt, die neckische Vorgabe des Quartiervereins bravourös umzusetzen. Die Idee dazu stammte von Vorstandsmitglied Jeanne Rasata, die den Anlass von A bis Z vorbereitet und mit Sorgfalt begleitet hatte. Das verdiente Lob von allen Seiten am Schluss der Veranstaltung bestätigte den grossen Erfolg dieser äusserst lehrreichen Strassenführung.
Der Quartierverein hat auf seiner Website verschiedentlich über Strassennamen und die damit Geehrten berichtet. Hier die
wichtigsten Artikel der letzten Jahre:
Fotos: Markus Haselbach, Leonie Singer, Urs Rauber
- Zu Paulette Brupbacher Raygrodski (24.5.2019) >
- Zu Köbi Kuhn (26.11.2020) >
- Zur Bertastrasse (23.12.2020) >
- Zur Erika- und Gertrudstrasse (30.12.2020) >
- Zu Martastrasse und Margaretenweg (6.1.2021) >
- Tafeln zu sechs Frauenstrassennamen (22.4.2021) >
- Zu Sieberstrasse, Bolistrasse, Schaufelbergerstrasse und Jakob Peter-Weg (30.12.2021) >
- Zu Gotthelfstrasse, Manesseplatz, Louis-Braille-Strasse, Agnes Robmann-Weg, Marie Heim Vögtlin-Weg, Denzlerweg, Leonhard Ragaz-Weg und Brupbacherplatz (19.10.2022) >
Fotos: Markus Haselbach, Leonie Singer, Urs Rauber