Quartierverein Wiedikon

Friedhof Sihlfeld: eine Nullrunde weiter

Friedhof Sihlfeld: eine Nullrunde weiter
Corine Mauch, Stadtpräsidentin und oberste Verantwortliche für den Friedhof Sihlfeld, schweigt zum Bundesgerichtsurteil Corine Mauch, Stadtpräsidentin und oberste Verantwortliche für den Friedhof Sihlfeld, schweigt zum Bundesgerichtsurteil
Was bedeutet das neue Bundesgerichtsurteil für den Friedhof Sihlfeld, für Trauernde, für Anwohner, für den Quartierverein? Quartiervereinspräsident Urs Rauber kommentiert den letzte Woche publizierten Entscheid des Bundesgerichts vom 6. September 2024 wie folgt: «Die Botschaft aus Lausanne lautet vereinfacht: Löst eure Probleme selbst! In der Sache nimmt das Bundesgericht keine Stellung, ausser dass es wie schon das Verwaltungsgericht Zürich die Stadt verpflichtet, nun geeignete Massnahmen zur Herstellung von Ruhe und Ordnung auf dem Friedhof Sihlfeld zu ergreifen.»

Von der Stadt wollte sich auf Anfrage niemand persönlich zitieren lassen, weder Stadtpräsidentin Corine Mauch noch Bestattungsamt-Chef Yannick Landolt. Stattdessen erhielten Medienvertreter eine dürre Mitteilung des Präsidialdepartements, unterschrieben von «Stadt Zürich». Dort wird eingeräumt, dass das höchste Gericht die «formaljuristische Frage» der nächtlichen Friedhof-Schliessung «entgegen der Auffassung der Stadt entschieden» habe. Doch sei aus dem nun bekräftigten Entscheid des Zürcher Verwaltungsgerichts «keine Verpflichtung abzuleiten, auf dem Friedhof Sihlfeld zwingend Massnahmen ergreifen zu müssen.» Immerhin will die Stadt jetzt das von einem Privatkläger gestellte Schliessungsbegehren vom Mai 2020 prüfen ebenso wie die Frage, ob weitere Massnahmen nötig seien. Mit anderen Worten: Sie will dem Gericht Folge leisten, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein sollte.
Brigitte Pfiffner, alt Bundesrichterin: Die Stadt ist nun gerichtlich verpflichtet zu handeln Brigitte Pfiffner, alt Bundesrichterin: Die Stadt ist nun gerichtlich verpflichtet zu handeln
Die ehemalige Bundesrichterin Brigitte Pfiffner, die sich bereits im März 2020 in einem juristischen Memorandum mit den Zuständen auf dem Friedhof Sihlfeld befasst und an einem Podium mit Stadtpräsidentin Corine Mauch vom 20. Mai 2021 das Nicht-Handeln der Stadt kritisiert hat, bezeichnet das Urteil als ein «Nullresultat». Es bleibe nun beim Entscheid des Zürcher Verwaltungsgerichts. «Doch jetzt ist klar, dass die Stadt gemäss diesem Entscheid eine Verfügung erlassen und begründen muss, weshalb sie den Friedhof nicht wie beantragt nachts schliessen will und welche Massnahmen sie als geeignet erachtet, um die Auswüchse auf dem Friedhof Sihlfeld zu unterbinden.»

Verschiedene Medien wie das Regionaljournal von Radio SRF, der «Tagesanzeiger» und andere Zeitungen haben darüber berichtet, am ausführlichsten die «Neue Zürcher Zeitung». Lesen Sie hier den Artikel von Stefan Hotz. Der Position des Quartiervereins räumte «Tele Z» am meisten Raum ein.

Der Quartierverein Wiedikon hat aufgrund zahlreicher Klagen aus der Bevölkerung auf seiner Website mehrmals über die störenden Probleme auf dem Friedhof Sihlfeld berichtet, das letzte Mal vor knapp zwei Monaten. Die wichtigsten Artikel:
Im vergangenen Juli führte eine Delegation des Quartiervereins ein freundliches Gespräch mit dem neuen Leiter des Bestattungs- und Friedhofamtes Yannick Landolt und dem stellvertretenden Leiter des Kompetenzzentrums Samuel Müller (vgl. Artikel vom 29.8.2024). Wir haben im Anschluss daran auf vier Punkte hingewiesen, die unseres Erachtens zielführend sind:
Gespräch einer Delegation des Quartiervereins mit Bestattungsamt-Chef Yannick Landolt (2.v.r.) und Samuel Müller (ganz rechts) am 4. Juli 2024 Gespräch einer Delegation des Quartiervereins mit Bestattungsamt-Chef Yannick Landolt (2.v.r.) und Samuel Müller (ganz rechts) am 4. Juli 2024
  • Es braucht wieder Klarheit darüber, welchen Zweck ein Friedhof erfüllt, und den Mut, bestehende Regeln durchzusetzen
  • Die neue Friedhofleitung soll mit ihrem Amtsantritt (bezw. nach dem jetzigen Bundesgerichtsentscheid) ein deutliches Zeichen setzen
  • Sinnvolle Regeln sind künftig mit Betroffenen in der Praxis zu erproben statt am grünen Tisch auszuhecken
  • Der Quartierverein schlägt einen neuen konstruktiven Dialog zwischen Quartierbevölkerung und Friedhofsverwaltung vor.
Selbstverständlich sind wir auch bereit, zu den vom Stadtrat gebetsmühlenartig verkündeten «neuen» Massnahmen im einzelnen Stellung zu nehmen. Welche wirken, welche fehlen, welche sind unnütz? An dieser Stelle soll ein Beispiel genügen, um zu zeigen, wie unsinnig eine Einzelmassnahme wirken kann: So hat die Schliessung öffentlicher Toiletten bewirkt, dass Trauernde und andere Friedhofsbesucher in solchen Fällen einfach das nächste Gebüsch aufsuchen und dort ihre Notdurft verrichten.

Wird das Bestattungs- und Friedhofamt jetzt endlich auf Vorschläge des Quartiervereins und sein Angebot zur Zusammenarbeit eingehen? Oder werden Verantwortliche der Stadtverwaltung erneut versuchen, uns abzuwimmeln, zu vertrösten und Probleme auszusitzen? Wir bleiben optimistisch: Die Hoffnung stirbt zuletzt.